Kulturplatz Jelmoli-Aus: Sind Warenhäuser nur noch Auslaufmodelle?

Do, 28.11.  |  5:30-5:55  |  SF1
Kultur, Schweiz 2024
Bald schliesst Jelmoli seine Pforten. Denn an vielen Orten sterben heute diese Paläste des Konsums. Dabei war das Warenhaus doch einmal ein Sehnsuchtsort. War mit seinen glitzernden Auslagen Projektionsfläche für Träumereien vom glänzenden Leben. Haben die Warenhäuser ihre beste Zeit hinter sich?

Epa, Manor oder Jelmoli – immer mehr Warenhäuser schliessen oder müssen zumindest ihre Konzepte überdenken. Hohe Mieten und der prosperierende Online-Handel sind schuld daran, dass viele Warenhäuser inzwischen schliessen müssen. Für viele ist das ein schmerzlicher Verlust, denn die Warenhäuser sind Orte der Erinnerungen, aber auch Orte, an denen wir besondere Momente erlebten. Als Kinder haben wir uns zu Weihnachten die Nase an der Schaufensterscheibe plattgedrückt oder die prachtvollen Dekorationen bewundert. Warenhäuser sind auch Projektionsflächen für ein Leben, das vielleicht ein wenig schillernder hätte sein können, für die «etwas glücklichere Familie» oder für Möglichkeiten, die uns das Leben noch zu bieten scheint. Fast jeder kann sich an Momente mit der Mutter, der Grossmutter oder der Gotte im Warenhaus erinnern. Mit dem Verschwinden dieser Orte verlieren wir ein Stück unserer Geschichte, unserer Kultur, aber auch unseres Stadtbilds.

Aufstieg und Fall eines Warenhauses
Als vor knapp zwei Jahren das Ende des Zürcher Kaufhauses Jelmoli bekannt gegeben wurde, hat sich Historikerin und Filmemacherin Sabine Gisiger sofort an die Recherche gemacht, die Geschichte dieses Konsumpalasts aufzuarbeiten. Es ist ein gesellschaftliches Sittenbild geworden, denn Warenhäuser demokratisierten das Einkaufen schöner Waren im 19. Jahrhundert. Sie boten Frauen eine der wenigen Möglichkeiten, zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen und sich in einer streng patriarchalen Gesellschaft, die wenig anderes für sie bot, dem Hobby des Shoppens zu widmen. Der Film «Jelmoli – Biografie eines Warenhauses» erzählt davon.

Schaufenster als Kunstraum
Ein wichtiger Teil der grossen Luxuskonsumtempel waren immer wieder die prächtigen, verrückten oder auffallenden Schaufenster. Viele, die später Künstler wurden, konnten sich hier austoben und noch dazu Geld verdienen. Einer von ihnen war der Schweizer Künstler Jean Tinguely. Angeregt dadurch eröffnet das Museum Tinguely Anfang Dezember die Ausstellung «Fresh Window», die sich nicht nur ehemaligen Schaufenster-Gestaltern wie Warhol, Rauschenberg oder Jasper Johns widmet, sondern auch junge Künstlerinnen und Künstler dazu einlädt, das Schaufenster als Kunstraum zu nutzen.

Und anlässlich der Schliessung des Jelmoli führt Eva Wannenmacher ein Gespräch mit der Jelmoli-Unternehmenstransformerin Monica Monsch über die Schliessung des Traditionshauses.

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