Der singende „SOKO Donau“ Cop Stefan Jürgens im TVButler-Interview.
Das Interview zu seiner CD-Präsentation vom Dezember 2013
Stefan Jürgens, Schauspieler und Musiker, über seine neue CD, die Tournee und wie er Wien erlebt.
Der Schauspieler – "SOKO Donau"-Star – und Musiker gab für seine neue CD "alles immer möglich" im Wiener Odeon ein Release-Konzert. Der TVButler war dabei und führte am Tag danach das folgende Interview.
Wie haben Sie ihr Konzert gefunden?
Stefan Jürgens: "Sehr gut, war wunderbar. Eine super Stimmung, die Leute waren immens warm drauf."
Wie lange hat die Arbeit an diesem Projekt gedauert?
Stefan Jürgens: "Ich habe vor ungefähr drei Jahren angefangen. In losen Zeitfenstern. Ein Jahr an den Texten geschrieben, dann ein halbes Jahr die Musik dazu am Klavier. Vor einem Jahr haben wir begonnen ins Studio zu gehen und diese Platte zu arrangieren und produzieren."
Es gibt einige TV-Kommissare, die musizieren, der Kottan, im Tatort und jetzt Sie. Wird künftig die Musik von "SOKO Wien", wie die Serie in Deutschland heißt, von Jürgens auch musikalisch untermalt?
Stefan Jürgens: "Nein, das sind zwei Paar Schuhe. Für mich kann das nicht unterschiedlicher sein. Ich mache diese Art von Musik seit zehn Jahren und was den ,singer/songwriter' betrifft, so hab ich mit sechzehn damit begonnen Texte zu schreiben."
Alles immer auf deutsch?
Stefan Jürgens: "Ich lebe im deutschsprachigen Raum, ich rede deutsch und für mich war immer wichtig, dass meine Musik über das Verständnis geht, und das geht nur mit der eigenen Sprache. Ich habe da ja oft auch mit Radiostationen Schwierigkeiten, dass sie solche Songs abspielen. Aber nehmen wir es halt einmal so hin."
In Ihren Liedern steckt sehr viel Emotion und Kritik …
Stefan Jürgens: "Am Anfang stand der Versuch, das Album positiv zu sehen. Natürlich dreht es sich bei all den Songs auch um die gesellschaftliche Norm oder die gesellschaftlichen Verankerungen. Wenn man einmal von der drei Liebesliedern absieht."
Und sonst?
Stefan Jürgens: "Für mich aber es ist ein Mut machen an mir selbst. Das Titellied ,alles immer möglich' habe ich für meinen 18-jährigen Sohn geschrieben. In unserer Zeit gibt es die Unkenrufe: ,Die Zeiten sind schlecht.' Aber die hat es wohl immer gegeben, und ich will sie ja auch nicht lapidar abtun. Aber ich glaube schon, dass man für sich selbst und die anderen viel tun kann, ohne mit dem verzweifelnden Blick des geschlagenen Individuums herumzulaufen."
Also gibt es Auswege?
Stefan Jürgens: "Das ist die Grundstimmung des Albums. Man glaubt immer, da ist nichts möglich, aber da ist sehr viel möglich, mehr möglich, als man denkt."
Ist Ihre Musik für Sie mehr als nur ein Hobby?
Stefan Jürgens: "Ich fange schon an, für die nächste CD meinen Kakao zu schreiben. Dieses Album ist für mich eine ganz klare Ansage, hier einen Schritt weiter zu gehen. Nein definitiv nicht. Ein Hobby war's nie.“
Auf den CD-Release folgt 2014 die Tournee …
Stefan Jürgens: "Ja, in zwei Teilen. Wir sind gerade dabei, sie aufzubauen. Im März werden wir beginnen, dann folgen die Dreharbeiten für die ,SOKO' und im Oktober wird fortgesetzt. Sechs bis acht Termine in Österreich. In Deutschland werden die großen Städte ausgesucht, und dann gehen wir punktuell in die Regionen. Beim ersten Schwung so an die 25 Konzerte."
In welchen Hallen geht die Post ab?
Stefan Jürgens: "Wir werden klein spielen. Ich bin ein Mensch, der bescheiden beginnen will. Für die Möglichkeit, die Geschichten und Songs kraftvoll zu erklären, brauchen wir eine gute Technik. Das im Wiener Odeon war ja schon grenzgängig und sehr sehr schwierig. Aber ich musste das nehmen, denn wir wollten spielen. Also für rund 200 bis 500 Zuhörer."
Wer schreibt die Textzeilen zwischen den Liedern?
Stefan Jürgens: "Die kommen teilweise von mir und von zwei befreundeten Autoren. Das von gestern war von mir. Ich überlasse die Spontanität den kleinen Momenten und versuche immer einen großen Bogen herzustellen."
Sind Sie in jungen Jahren Liedermacher "gestanden"?
Stefan Jürgens: "Ja, auf Wader, Sulke, Wecker. Aber mein Liebling war Georg Danzer, den habe ich rauf und runter gehört, rauf und runter, rauf und runter … Ein wunderbares Album, das hieß glaube ich ,Live' – es müsste 1979 gewesen sein, da war ich sechzehn – das war so etwas wie eine Bibel. Ich habe es nie mehr gefunden. Das dürfte es nur auf Vinyl geben."
Würden Sie sich als einen melancholischen Bolzen bezeichnen?
Stefan Jürgens (lacht): "Wenn Sie mir das Wort Bolzen erklären können? Mit dem Wort Melancholie kann ich was anfangen. Sagen wir mal so, ich bin einer, der mit Moll-Tönen gut klar kommt. Und beim Komponieren ist auch Sentimentalität da, die kann man mir durchaus auf die Fahne schreiben."
Wohin zieht es Sie mehr?
Stefan Jürgens: "Es gibt die traurigen und die lustigen Momente. Das kann man nicht trennen. Wichtig allerdings ist, es braucht in den Liedern den besonderen Ausschlag, die gewisse Fallhöhe."
Sie haben einen Namenskollegen, der seine Konzerte im weißen Bademantel beendet. Auch Für Sie in Zukunft eine Option?
Stefan Jürgens (schnauft tief durch): "Nein, Udo Jürgens, ist Udo Jürgens, ist Udo Jürgens … "
Zum Abschluss noch kurz zum Fernsehen. Wie viele "SOKO Donau"- oder "SOKO Wien"-Staffeln wird's noch geben?
Stefan Jürgens: "Ich halte es immer so, ich denke nur ein Jahr im Voraus. Jetzt spielt die Serie schon seit sieben Jahren. In Deutschland ist sie die erfolgreichste SOKO-Serie, und auch in Österreich läuft es sehr gut."
Und Ihr Verhältnis zu Wien?
Stefan Jürgens: "Nach dem gestrigen Abend noch ein bisschen besser. Es macht große Freude für meine eigene persönliche Arbeit so wundervoll empfangen worden zu sein. Und sonst kann ich für mich sagen, dass ich wegen der TV-Rolle, den Major Carl Ribarski Glück gehabt habe. Ich komme ja daher wie ein Strizzi aus dem 7. Bezirk. Da sagen die Leute, wie sieht der denn aus, so slawisch und die langen Haare …"
Schlussfrage: Was hat der Jürgens in frühen Jahren am liebsten im Fernsehen gesehen?
Stefan Jürgens: "Bonanza, Raumschiff Enterprise, diverse Zeichentrickserien und die Hitparade."