Punkt eins Vom Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr

Mi, 19.06.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Ein Ehrenamt, seine Rahmenbedingungen und wachsende Herausforderungen. Gast: Andreas Rieger, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, Stabstelle Kommunikation, ehm. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Graz. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Retten, Löschen, Bergen, Schützen – die Feuerwehr ist wie selbstverständlich da, wann und wo sie gebraucht wird. Doch die Helferinnen und Helfer geraten zunehmend an ihre Grenzen, wie sich jüngst österreichweit zeigte. Tausende Feuerwehrleute waren nach den verheerenden Unwettern vergangene Woche in mehreren Bundesländern im Dauereinsatz, bereit, „wenn notwendig auch mein Leben einzusetzen, um meinen Mitmenschen zu helfen“, wie es im Gelöbnis zum Beispiel in Niederösterreich und Salzburg heißt – und das ehrenamtlich. Nur in den sechs größten Landeshauptstädten arbeiten Berufsfeuerwehren. 99 % der etwa 350.000 Feuerwehrmitglieder sind unbezahlt im Einsatz zu jeder Tages- und Nachtzeit. Die Einsatzgebiete sind in den letzten Jahren vielfältiger, herausfordernder und riskanter geworden und umfassen Brände, Verkehrsunfälle, Naturkatastrophen oder Bergungsarbeiten ebenso wie Schadstoffunfälle, Einsätze im Wasser, technische Gebrechen oder die Rettung von Tieren. Doch damit ist die Arbeit nicht getan: Fahrzeuge, Geräte und Infrastruktur muss gewartet werden, Brandwachen gehalten, Fortbildungen, Übungen und Prüfungen müssen absolviert werden – am Wochenende, mit Urlaubstagen. Über die Verantwortung, die mit dem Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr einhergeht, wird in der Öffentlichkeit nur dann gesprochen, wenn es um Fehler bei Einsätzen oder vermeintlich entstandene Schäden gilt. Über die mitunter enorme psychische Belastung wird kaum ein Wort verloren. Unter dem Druck der Belastungen in Folge der Extremwetterereignisse der letzten Tage haben zuletzt einige Feuerwehrmitglieder auf Missstände aufmerksam gemacht, die ihre Einsatzfähigkeit gefährden: veraltete Geräte, stark abgenutzte Einsatzfahrzeuge, Budgetkürzungen, Platzmangel. Nachdem die Feuerwehrmitglieder ohnehin ehrenamtlich tätig sind, mag es überraschen, dass sie auch für einen Großteil des Materials, für Tankfüllungen, Reparaturen, die Erhaltung der Gebäude, etc. selbst bezahlen, mittels Spenden und Einnahmen aus Feuerwehrfesten beispielsweise. Die Finanzierung der Freiwilligen Feuerwehr ist Aufgabe der Gemeinden, doch immer wieder kommt es zu Konflikten, da auch viele Gemeinden knapp bei Kasse sind. Vor gut einer Woche hat die Bundesregierung eine zentrale Forderung des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands erfüllt und den Garantiebetrag der Mittel aus dem Katastrophenfonds und der Feuerschutzsteuer für die österreichischen Feuerwehren von 95 Millionen auf 140 Millionen Euro angehoben. Was es heißt, sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren und welche Herausforderungen, Sorgen und Nöte die Mitglieder in ganz Österreich beschäftigen, weiß Andreas Rieger aus langjähriger eigener Erfahrung. Acht Jahre stand er als Kommandant an der an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Graz; heute ist er Leiter der Stabsstelle Kommunikation im Österreichischen Bundesfeuerwehrverband. Als Gast bei Barbara Zeithammer gewährt er Einblicke in die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr von der Alarmierung bis zum Finnentest, vom Verkehrsunfall bis zur Brandwache. Er erzählt von persönlichen wie strukturellen Herausforderungen und der Realität der Verantwortung jenseits der Klischees. Er reflektiert Motivationen und die Idee der Verpflichtung und erläutert die zahlreichen arbeits- und sozialrechtliche Fragen – Darf man den Arbeitsplatz einfach verlassen? Gibt es einen Entgeltfortzahlungsanspruch? Was passiert bei einem Arbeitsunfall? Wer haftet? Und wie verträgt sich die Tätigkeit bei der Feuerwehr mit der Arbeitspflicht? Rufen Sie uns an und bringen Sie sich ein, berichten Sie von Ihren Einsätzen und Erfahrungen, von Erlebnissen mit der Freiwilligen Feuerwehr und stellen Sie Ihre Fragen während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich – oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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