Sound Art: Zeit-Ton Zeitgenössisches aus Grafenegg
Mo, 09.12. | 23:03-0:00 | Ö1
Drei Werke aus den vergangenen 60 Jahren hat das Grafenegg Festival im August 2024 an einem Abend angesetzt. Enno Poppe, diesjähriger Composer-in-Residence, dirigiert das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Mit im Programm: Enno Poppes neueste Orchesterkomposition „Strom“, die er im Auftrag von Grafenegg und dem Festival Acht Brücken in Köln geschrieben hat. Der Stücktitel beschreibt die Idee eines laufenden Prozesses, einer fortwährenden Bewegung. Enno Poppe experimentiert mit Mikrotonalität, also mit den schier unendlichen Möglichkeiten zwischen Ganztönen und Halbtönen im wohltemperierten Dur-Moll-System. Poppe gehe es „vor allem darum, wie man von einem Akkord zum nächsten kommt. (…) Da liegen lauter Akkorde dazwischen, die völlig unbekannt sind.“ Im Jahr 2022 war Georg Friedrich Haas Composer-in-Residence beim Grafenegg Festival. Sein Orchesterwerk „Natures mortes“ wurde 2003 in Donaueschingen uraufgeführt. Beim Konzert im August 2024 in Grafenegg brachte das Tonkünstler-Orchester die österreichische Erstaufführung. Natures mortes, das ist der französische Begriff für das Stillleben in der Malerei. Georg Friedrich Haas beschreibt Zustände zwischen Bewegung und Stillstand, Leben und Tod, Wiederkehr und Vergänglichkeit. Zwischen den beiden Orchesterwerken erklingt Luigi Nonos „La fabbrica illuminata“: 1964 geschrieben für Sopran und Tonband. Ein höchst politisches Werk, basierend auf einer Publikation, die Alltag und Sorgen von Menschen thematisierte, die in Fabriken arbeiteten. Die solistische Sopranstimme von Sarah Maria Sun singt einsam und kraftvoll an gegen einen Mix aus elektronischen Klängen, Geräuschen und einem Arbeiterchor, der wie ein Geist aus der Vergangenheit herüberklingt.
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