Menschenbilder In memoriam Edzard Reuter (1928 – 2024)

Mi, 11.12.  |  0:05-0:55  |  Ö1
Edzard Reuter, Spitzenmanager und Humanist.

Er war einer der führenden Wirtschaftstreibenden Deutschlands, unter anderem von 1987 bis 1995 als Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG – bei der er sich etliche Jahre davor vergeblich beworben hatte. Sein Vater Ernst Reuter spielte als sozialdemokratischer Politiker in Berlin eine Schlüsselrolle in den kritischen Nachkriegsjahren, vor, während und nach der Berliner Blockade und der Luftbrücke, von 1948 bis zu seinem Lebensende 1953 war er Oberbürgermeister. 45 Jahre später wurde Edzard Reuter wegen seines Einsatzes für die Neugestaltung rund um den Potsdamer Platz zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. In diesem „Menschenbild“ aus dem Jahr 2005 erzählt Edzard Reuter von den Stationen seines Lebens. Die Türkei bezeichnete er als seine zweite Heimat. Seine Familie musste vor den Nazis flüchten, das Ziel war Ankara. Dort verbrachte Edzard Reuter seine Jugend, ein Naheverhältnis zur Türkei ist bis heute geblieben.Reuter studierte Jus, ging in die Wirtschaft. Zwei seiner Förderer – Hanns Martin Schleyer, der ihn 1964 zu Daimler-Benz geholt hatte, und Alfred Herrhausen, der ihn 1987 als Vorstandsvorsitzenden favorisiert hat – wurden von der RAF ermordet.Als Vorstandsvorsitzender versuchte Reuter Daimler-Benz zum „integrierten Technologiekonzern“ zu machen; anders als sein Nachfolger Jürgen Schrempp setzte er nicht nur auf die dominante Automobilproduktion. Beide Spitzenmanager hatten am Ende ihrer Zeit als Vorstandsvorsitzende schlechte Unternehmensergebnisse vorzuweisen.Später war Reuter an einem kleinen schweizerischen Technologieunternehmen beteiligt, dessen Verwaltungsratschef er auch war. Er kritisierte dabei die größer werdenden Unterschiede zwischen Arm und Reich und unmaßstäblich hohe Managergehälter, gab bis ins hohe Alter Interviews und nahm am politisch-geistigen Leben teil.Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

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