Le week-end Gioachino Rossini trifft Franz Liszt

Sa, 01.02.  |  13:00-14:00  |  Ö1
Jugendstreiche und AlterssündenMit Elke Tschaikner und Christian Scheib

Dazwischen liegt ein langes, produktives und auch erfolgreiches Leben. Am Anfang aber stehen kleine Streiche der frühen Jugend und gegen Ende des Lebens gönnt man sich – um Gioachino Rossini zu zitieren – die eine oder andere „Alterssünde“. Und die können ganz schön abgründig sein. Rossini überschrieb mehrere seiner späten Werke mit „Ein Nichts“, „Un rien“, während Franz Liszt 1885 eine Walzer schreibt, auf dessen Titelblatt des Manuskripts er einen erstaunlichen Untertitel notiert: „Bagatelle ohne Tonart“. Ohne Tonart komponiert der älter gewordene Liszt, Rossini hingegen legt seine Alterssünden musikalisch extrem zurückhaltend, aber titelbezogen recht selbstironisch an. Bevor das Nichts semi-ironisch auskomponiert wird, stehen im Leben Rossinis immerhin 39 Opern. Diese große Welt voll Trubel und Drama, Emotionen und Koloraturen hat Rossini in seiner zweiten Lebenshälfte endgültig verlassen, um sich mit feinem Essen und musikalischen Alterssünden die Zeit zu vertreiben. Dort schreibt er die „Péchés de vieillesse“, seine Alterssünden, eine Sammlung kleinerer Kompositionen, für die Erik Satie den Italiener hätte beneiden müssen. Da finden sich nämlich ein gefolterter Walzer, eine asthmatische Etüde, ein chromatischer Drehteller, die Fehlgeburt einer Polka-Mazurka. Oder auch ein weiteres seltsames Nichts. Ein sogar enharmonisches Nichts. Un „Rien Sur Le Mode Enharmonique“.Franz Liszt wagt sich im Alter beinahe prophetisch in eine noch ungeschriebene Zukunft vor. Alte Konventionen zählen nicht mehr, neue Konstellationen lassen sich erst erahnen. Franz Liszt im Jahr 1886, der Stern, nach dem er kompositorisch greift, ist weit in der Zukunft, ein, wie das Stück heißt „Unstern“. Unstern! Sinistre, disastro, ein visionäres Wagnis in Richtung postromantischer Harmonik.Aber in einer le week-end Sendung zwischen Jugendsünden und Alterswerk darf natürlich auch manch andere Ebene nicht fehlen: Leonard Cohen wird ebenso dabei sein wie das Kronos Quartet.

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