Apropos Klassik Eleganz, Farbenreichtum, Vitalität

Sa, 05.04.  |  15:05-16:57  |  Ö1
Pierre Monteux, Dirigier-Weltstar aus Frankreich mit universellem Repertoire.

Der vor 150 Jahren geborene Pierre Monteux war der erste Dirigent aus Frankreich mit absoluter Weltkarriere. Ausgebildet als Geiger und Bratscher, im Orchesterdienst mit vielen Größen der Dirigier-Zunft vor Augen, schaffte es der Mitt-Zwanziger schließlich selbst aufs Dirigentenpodium. Als entscheidend erwies sich der Kontakt mit Serge Diaghilevs „Ballets Russes“ und mit Igor Strawinsky: die von Pierre Monteux geleitete Uraufführung von „Le sacre du printemps“ 1913 schrieb Musikgeschichte. Mit Diaghilev ging es auch in die USA, wo Monteux von der Metropolitan Opera als Verantwortlicher fürs französische Repertoire engagiert wurde, vom Boston Symphony als Chefdirigent. Spannend zu lesen, dass Monteux ab den 1920ern in Amsterdam neben dem Farben-, Stimmungs- und Effektdirigenten Willem Mengelberg arbeitete. Tatsächlich ist Pierre Monteux mit dem großen Anteil an nicht-französischer Musik zwischen Beethoven und Brahms bei aller Eleganz und Lebhaftigkeit seines Musizierens keiner „nationalen“ Schule zuzuordnen – aber er rief dafür in seiner Zeit bei San Francisco Symphony eine Dirigierschule ins Leben, aus der Maestri wie Lorin Maazel und Neville Marriner hervorgingen. Von außergewöhnlicher Vitalität bis ins höchste Alter (oft erzählt: als London Symphony dem 86-Jährigen die Chefposition anbot, verlangte er schalkhaft einen Vertrag über 25 Jahre), konnte Pierre Monteux seine Interpretationen noch in bestem Stereo-Klang festhalten lassen: eine Erscheinung aus glorreicher Vergangenheit, deren Leuchtkraft bis heute anhält.

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