Moment Kriegsende unter Russen in Graz
Di, 10.06. | 15:30-15:55 | Ö1
Als sich abzeichnete, dass der Krieg bald zu Ende sein würde, rechnete die Grazer Bevölkerung damit, von den Briten befreit zu werden. Doch die englische Armee wurde – von Westen kommend – in Voitsberg aufgehalten, nur 40 Kilometer von Graz entfernt. So geschah es, dass am 9. Mai um zwei Uhr früh die Rote Armee in Graz einmarschierte und die Stadt kampflos besetzte. Für die Grazerinnen und Grazer folgten 75 Tage, die von großer Unruhe geprägt waren. Russische Soldaten drangen in Häuser ein, beraubten die Menschen ihrer Lebensmittel und Wertgegenstände und schickten die geplünderte Beute zum Teil in Paketen in ihre Heimat. Die Grazer Historikerin Barbara Stelzl-Marx hat über diese elf Wochen sowjetischer Besatzung in der Steirischen Landeshauptstadt ein Buch geschrieben, in dem 80 Zeitzeugen zu Wort kommen, die 1945 Kinder oder Jugendliche waren. Aus kindlicher Perspektive hatte die Zeit vor allem etwas Abenteuerliches. Die russischen Soldaten, die sehr kinderlieb waren, versorgten die jungen Grazer mit Süßigkeiten oder ließen sie in ihren Fahrzeugen Platz nehmen. Die Anwesenheit von Kleinkindern konnte Frauen mitunter sogar vor einer drohenden Vergewaltigung bewahren.Moderation und Regie: Johanna Steiner
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