Little Palestine - Tagebuch einer Belagerung Frankreich/Libanon/Katar 2021

Di, 19.11.  |  0:00-1:35  |  ARTE
Stereo  Information, 2021
Im Stadtteil Jarmuk (Damaskus, Syrien) befand sich von 1957 bis 2018 das größte palästinensische Flüchtlingslager der Welt. Als die Syrische Revolution ausbrach, betrachtete das Regime von Baschar Al Assad den Stadtteil Jarmuk als Rückzugsort für Rebellen und ließ das Lager von Truppen umstellen. Es wurde von der Außenwelt abgeschnitten, ohne Zugang zu Nahrung, Medikamenten, Strom oder Wasser. Al-Khatib, der bis 2015 in Jarmuk lebte, dokumentiert in seinem Film das tägliche Überleben der Bewohner während der Belagerung von 2012 bis 2015.

Der Film „Little Palestine - Tagebuch einer Belagerung“, zeichnet die Erlebnisse von Regisseur Abdallah Al-Khatib während der Belagerung Jarmuks durch die Streitkräfte des syrischen Regimes unter Präsident Baschar Al-Assad nach. Das Wohn- und Geschäftsviertel Jarmuk am Rande von Damaskus war aus dem gleichnamigen, 1957 eingerichteten weltweit größten palästinensischen Flüchtlingslager hervorgegangen.

2013, mitten im syrischen Bürgerkrieg, vermutet Baschar Al-Assad, dass Jarmuk den Aufständischen als Versteck dient, und beschließt die Belagerung des Wohnviertels. Die Armee umzingelt das ehemalige Flüchtlingslager; niemand kommt hinein oder heraus. Jarmuk ist vom Rest der Welt abgeschnitten; Nahrung, Medikamente, Strom und Wasser werden allmählich knapp.

Abdallah Al-Khatib lebte bis zu seiner Ausweisung 2015 in Jarmuk. Sein Zwangsexil führte ihn 2018 nach Deutschland. Viele andere Einwohner wurden in andere Regionen Syriens vertrieben oder mussten wie Al-Khatib ins Ausland fliehen.
Der Regisseur zeichnet in seinem Film die Resilienz der Menschen in Jarmuk während der Belagerung von 2012 bis 2015 nach. Er zeigt, wie die Einwohner umständehalber zu Aktivisten werden, um den Bombenangriffen, der fehlenden ärztlichen Versorgung und vor allem dem Hunger die Stirn zu bieten. Sie bauen Gemüse an, organisieren das Gemeinschaftsleben mit Aktivitäten wie Sport, Musik und Theater - und verzichten dabei nicht auf Liebe und Lebensfreude.

Hauptprotagonisten neben Abdallah sind seine Mutter, Oum Mahmoud, und der alte Abu Rafat - drei Persönlichkeiten aus drei unterschiedlichen Generationen, deren Leben durch den Krieg und die Belagerung unwiederbringlich verändert wurden. Oum Mahmoud, Hausfrau und Mutter von sechs Kindern, wird während der Belagerung zur Sozialassistentin und Krankenschwester, der Englischlehrer Abu Rafat zum offiziellen Sprachrohr der Einwohner von Jarmuk. Abdallah, der für die UNO arbeitet, betätigt sich als Fotograf und Dokumentarfilmer und leitet Aktivitäten für Kinder an.

2015 übernimmt der Islamische Staat die Kontrolle in Jarmuk, mit dem stillschweigenden Einverständnis des syrischen Regimes - das genau dies drei Jahre später zum Vorwand nimmt, um das gesamte Viertel in Schutt und Asche zu legen.
 

„Litte Palestine - Tagebuch einer Belagerung“ ist ein preisgekrönter Film, der auf zahlreichen Festivals gezeigt wurde und viele Preise erhielt. Weltpremiere war 2021 in Montréal bei den Rencontres Internationales du Documentaire. Im selben Jahr gewann er beim Filmfestival En ville! in Brüssel den großen Jurypreis, sowie de Interreligious Award bei Cinemed.

Regie: Abdallah Al-Khatib

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