360° Reportage Ein Palast aus Sand: Nepals magische Mandalas

Sa, 23.11.  |  6:50-7:25  |  ARTE
Untertitel/VT Stereo  Ratgeber, 2024
Nepal ist die Wiege des Buddhismus. Hier soll vor rund 2.500 Jahren Prinz Siddharta Gautama geboren worden sein - der Erleuchtete, der Buddha. In der Hauptstadt Kathmandu leben heute überwiegend Hinduisten. Doch aus den kargen Bergdörfern des Himalayas zieht es mehr und mehr junge Menschen zu den Heiligen Stätten Buddhas - darunter auch immer mehr Mädchen. Sie dürfen nun auch ein außergewöhnliches und streng buddhistisches Kunsthandwerk praktizieren: Das „Malen“ geheiligter Mandala-Bildnisse mit Sand.

Im Westen der tibetischen Hauptstadt Kathmandu steht die Thrangu Tara Abbey, ein Kloster, in dem rund 230 Nonnen arbeiten und studieren. Sie gehören einem der vier großen tibetischen Orden an - dem Karma-Kagyu-Orden. Seit 2016 erleben tibetisch-buddhistische Nonnen so etwas wie eine Revolution: Sie gelten als gleichgestellt gegenüber den Mönchen - den Männern des Ordens - und dürfen Buddhas Lehre an klostereigenen Universitäten studieren. Wenn das männliche und das weibliche Prinzip miteinander in völliger Harmonie sind - so der buddhistische Glaube - kann daraus Frieden erwachsen.
Viele Nonnen sind Waisen oder stammen aus ärmlichen Regionen. Im Kloster erhalten sie kostenlos Essen und Bildung - wie Ani Jamyang. Das Kloster ist ihre Heimat geworden. Alle Hingabe der Nonnen gilt aktuell dem Wohl ihres jüngst verstorbenen Meisters Thrangu Rinpoche. In allen Klöstern des Karma-Kagye-Ordens finden derzeit intensive Gebetszeremonien statt. Sie sollen die Wiedergeburt des Meisters begleiten - die nach Vorstellung der Gläubigen demnächst bevorsteht.
Die Nonnen der Thrangu Tara Abbey wollen ihren Teil dazu beitragen und im Tempel ein Schutz-Mandala errichten - aus farbigem Sand. Mit der Fertigstellung residiert Göttin Vajrayogini - so die Vorstellung der Gläubigen - in ihrem Sandmandala-Palast. Nach einer Woche, so sind die Gläubigen überzeugt, wird sie wieder ausziehen. Danach wird das Mandala rituell zerstört. Diese Sichtweise fasst einen der Kerngedanken des Buddhismus zusammen: Nichts währt ewig. Deshalb sollte man früh lernen, alles woran das Herz hängt, auch wieder loszulassen.

Regie: Andrea Oster

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