Henry Fonda - Der Präsident der Namenlosen Deutschland 2022

So, 24.11.  |  6:10-7:05  |  ARTE
Untertitel/VT Zweikanalton  Film, 2022
Ein Essayfilm über die USA - betrachtet durch das Brennglas eines Filmstars. Henry Fonda und seine Rollen verschmelzen zu einer schillernden Figur. Ein Mensch, der sich selbst als „Leerstelle“ begreift, wird zum heimlichen Autor einer großen Amerika-Erzählung. Seine Stimme, aufgenommen im Zuge eines seiner letzten Interviews, und die Charaktere, die er spielte, führen durch den Film - und quer durch die USA: von einem Ort namens Fonda, NY, bis zum Pazifik. Und sie führen durch die Geschichte des Landes, von 1776 bis in die 1980er Jahre, als ein anderer Filmschauspieler US-Präsident wurde.

Henry Fonda war einer der größten Schauspieler Amerikas. Es heißt, dass sich die Amerikaner in ihm wiedererkannten. Aber was erkannten sie da? Hat ihnen Fonda nur ihre Ideale vorgespielt? Oder war er ein gebrochener Spiegel, der auch die dunklen Geister reflektierte, die Alpträume Amerikas und seine eigenen?

Alexander Horwaths Essayfilm verfolgt die Geschichte der USA entlang der Spuren eines Hollywood-Stars, den manche gerne auch im Weißen Haus gesehen hätten.
Die Reise des Films wird von Fondas Stimme begleitet. Sie führt an die Ufer des Mohawk River und in die Jahre der Amerikanischen Revolution, in den „Wilden Westen“ und entlang der Route 66 nach Kalifornien, zu einem Lynchmord im Jahr 1919 und nach Hiroshima. Die Nachkriegs-Ära und ihre Zweifel, der Kalte Krieg und seine apokalyptischen Anmutungen - das ist auch die Zeit, in der die Mediengesellschaft endgültig die Macht übernimmt. Unser Protagonist ist der Politikerrolle nun näher denn je. Nach 1976 kommt die Erzählung an ihr Ende: nach Watergate und dem Vietnamkrieg, als sich die USA neu zu erfinden suchen.

Henry Fonda bahnt dieser Erzählung den Weg: Alle Stationen der Reise durch das Land und die Zeiten sind mit ihm verbunden - mit seinem Leben und dem seiner Vorfahren; mit seiner Arbeit als Schauspieler und seiner öffentlichen Person; mit den Kinofiguren, die er darstellte. In ihnen fokussiert er sich selbst - und das Land, aus dem alle diese Gesichter herrühren. Von heute aus betrachtet: ein anderes Land, eine andere Zeit. Aber deren Gespenster, egal ob prominent oder namenlos, sind wirksam wie eh und je.

Regie: Alexander Horwath

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