Urlaubsträume in Beton - Spanien Ein Film von Antonia Schaefer

Do, 21.11.  |  22:10-22:40  |  MDR
Untertitel/VT Stereo 
Es sind vor allem die 50er, 60er und 70er Jahre, in der die europäische Nachkriegswirtschaft boomte, die Kaufkraft der Bürger wuchs, in der Fortschrittsenthusiasmus und Technikgläubigkeit (noch) die treibenden Kräfte sind. Es ist die Zeit, in der gigantische Bettenburgen an Strände und in Berglandschaften gesetzt wurden, um das "Tourismus-für alle"-Versprechen wahr zu machen. Das ehemals der Oberschicht vorbehaltene Privileg des Reisens wurde zu einem Volkssport.

Es entstanden spezielle Regenerationsorte, auch Dörfer, die sich emotional und visuell in das kollektive Gedächtnis von Generationen eingelagert haben wie die wechselnden Sommerhits dieser Zeit. Diese riesigen Freizeitmaschinerien, die in Ost wie in West entstanden, generierten eigene Architekturtypen, die mit modernen Baumaterialien unterschiedliche Stile der Architekturgeschichte aufgriffen: Brutalismus, Modernismus, Kubismus sind Signalbegriffe dieser Bauweise. Heute erscheinen diese inzwischen historisch gewordenen Urlaubskomplexe oft wie überdimensionale Findlinge in ansonsten weitgehend geschützten See- und Gebirgslandschaften.

In drei Folgen sollen Urlaubszentren vorgestellt werden, die sich architektonisch voneinander abheben und in deren architektonischen Konzepten sich unterschiedliche Zielsetzungen ausdrücken.

* Spanien
Spaniens Ferienareale entstanden unter der Franco-Diktatur, unter dessen autokratischen Strukturen die Expansion des Massentourismus auf keinerlei Widerstand traf. Selbst die Verhaltensvorgaben, an denen sich die Touristen in dem streng katholischen Land orientieren sollten, wurden kaum beachtet.

Die Tourismushochburgen entwickelten sich zu liberalen Zentren, die erste Schwulenbar des Landes öffnete während der 1960er-Jahre an der andalusischen Küste. Mit der Entwicklung günstiger Flugreisen wurde eine massentouristische Erschließung Spaniens profitabel.

Die im Vergleich zu Frankreich und Italien sehr geringen Lebenshaltungskosten begünstigten diese Entwicklung. Das Franco-Regime förderte den "boom tourístico" maßgeblich. Mit gezielten 7 Maßnahmen wurde der Import ausländischer Devisen gefördert, die Regierung schaffte 1959 die Visumpflicht für Westeuropäer ab, vergab günstige Kredite zum Bau von Hotels und hielt die Übernachtungskosten konstant auf einem niedrigen Niveau.

In den 1960er- und 1970er-Jahren erfolgte ein starker Ausbau massentouristischer Infrastruktur, was einen ebenso massiven Anstieg der Urlauberzahlen bewirkte. Zwischen 1960 und 1973 wuchs die Zahl der jährlichen Urlauber von 0,4 auf 3,6 Millionen. Ende der 1980er-Jahre waren es 6,5 Millionen. Die Anzahl der Übernachtungen allein auf den Balearen stieg von 5 Millionen 1960 auf 54 Millionen 1973.

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