42 - Die Antwort auf fast alles Ist der Mensch böse?

So, 24.11.  |  7:10-7:35  |  RBB
Untertitel/VT Stereo 
Der Mensch lügt, betrügt und führt erbarmungslos Krieg. Manchmal scheint es, als sei das Böse typisch menschlich. Andererseits können Menschen gut sein, lieben und sogar mit Feinden Frieden schließen. Welche Seite in uns ist stärker? Die gute oder die böse? Und angenommen, wir finden heraus, dass wir besser sind als gedacht: Würde uns das verändern?

Mit der Frage, ob der Mensch gut oder böse ist, beschäftigen sich Philosophen schon lange. Der Leipziger Philosoph Sebastian Rödl erläutert, dass wir erst einmal vom Guten im Menschen ausgehen können und uns dennoch fragen müssen, wie das Böse in unser Handeln Eingang findet. Letzteres hat die Psychologie in den 1970er-Jahren mit dem Stanford-Prison-Experiment beantwortet, das im Grunde besagte: Unter bestimmten Umständen handelt der Mensch fast zwangsläufig böse. Allerdings hat der Historiker Thibault Le Texier das Experiment im Archiv untersucht und Manipulationen entdeckt. Offenbar gab es ein erwünschtes Ergebnis, auf das die Forscher die Teilnehmer des Experiments gelenkt haben.

Die These, dass der Mensch im Grunde gar nicht so böse ist, wird von der Theorie der Selbstdomestizierung gestützt: Dem Evolutionsanthropologen Brian Hare zufolge ist der Mensch als Gattung nur deshalb so erfolgreich, weil er eine Evolution hin zu Kooperation und Freundlichkeit durchlaufen hat. Auch die Ergebnisse der Frühgeschichte stützen die These vom im Kern guten Menschen. Die Archäologin Silviane Scharl beschreibt, wie der Mensch erst mit der Sesshaftigkeit kriegerisch geworden ist und damit die längste Zeit - davor - auf Erden friedlich gelebt hat. Die Frage nach Gut oder Böse lässt sich nur schwer eindeutig beantworten, doch der heutige Blick auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie stellt infrage, was bisher als erwiesen galt.

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