Reclaiming History Kolonialismus und der Völkermord in Ruanda

So, 08.12.  |  4:30-5:15  |  Phoenix
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Im April 1994 wurden in Ruanda die Eltern des zweijährigen Samuel Ishimwe ermordet. So wie sie starben damals bis zu eine Million Menschen durch den Völkermord an der Tutsi-Minderheit. 30 Jahre später will Samuel wissen, wie es dazu kommen konnte. Er macht sich auf eine Spurensuche, die ihn von Ruanda nach Deutschland und nach Belgien führt, beides ehemalige Kolonialmächte des kleinen ostafrikanischen Landes. 30 Jahre nach dem Genozid herrscht Frieden in Ruanda. Ist die dunkle Vergangenheit, der Hass zwischen den beiden Gruppierungen, mittlerweile überwunden?

Im April 1994 wurden in Ruanda die Eltern des zweijährigen Samuel Ishimwe ermordet. So wie sie starben damals bis zu eine Million Menschen durch den Völkermord an der Tutsi-Minderheit. 30 Jahre später will Samuel wissen, wie es dazu kommen konnte.

Er macht sich auf eine Spurensuche, die ihn von Ruanda nach Deutschland und nach Belgien führt, beides ehemalige Kolonialmächte des kleinen ostafrikanischen Landes. Denn er will wissen, woher der Hass zwischen der Hutu-Mehrheit gegenüber der kleinen Minderheit der Tutsi kam. Samuel trifft in Ruanda und Europa Historiker und Zeitzeugen, um zu verstehen, wie es gelang, die Menschen in seiner Heimat so gegeneinander aufzubringen. Welche Rolle spielte die Hamitentheorie, nach der die Tutsi eine höhere aus dem Norden zugewanderte Rasse seien? Was hat es mit all den Menschenschädeln auf sich, die die Deutschen vor mehr als 100 Jahren aus Ruanda nach Deutschland brachten? Und er will wissen: waren wirklich die ehemaligen Kolonialmächte daran schuld, dass schließlich seine Eltern, wie so viele andere Ruander sterben mussten? Oder hatten die Ruander ihre eigene Verantwortung in den schrecklichen Massenmorden, die zwischen April und Juli 1994 stattfanden?

Hutu und Tutsi wurden von den Deutschen, die von Ende des 19. Jahrhunderts bis 1916 Ruanda beherrschten, als unterschiedliche Ethnien oder Rassen bezeichnet, was sie nach Ansicht vieler Ruander jedoch nicht waren. Eher soziale Klassen. Im 19. Jahrhundert noch waren viele Tutsi eine besitzende Oberschicht, die über wertvolle Rinder verfügte, die Hutu eher Ackerbauern ohne oder nur mit wenig Viehbesitz. Und die Könige Ruandas waren seit Jahrhunderten Tutsi. Als die Belgier im 1. Weltkrieg die Deutschen aus Ruanda vertrieben und selbst die Macht bis zur ruandischen Unabhängigkeit 1962 übernahmen, verschärften sie die Spaltungen zwischen den Hutu und Tutsi und nutzten sie für ihre Zwecke. Bis sie schließlich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre dem König und der herrschenden Tutsi-Regierung ihre Unterstützung entzogen und die Machtübernahme der Hutu ermöglichten. Schon damals wurden Tutsi massenweise attackiert, Hunderttausende flohen aus dem Land.

30 Jahre nach dem Genozid herrscht Frieden in Ruanda. Staatspräsident Kagames Politik proklamiert, es gäbe nur noch Ruander. Hutu- und Tutsi-Identitäten spielten keine Rolle mehr. Ist die dunkle Vergangenheit, der Hass zwischen zwei Gruppierungen damit überwunden?

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