Duelle: Helmut Kohl gegen Wolfgang Schäuble
Mo, 09.12. | 0:20-1:05 | tagesschau24
Wolfgang Schäuble über Helmut Kohl: "Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich habe in meinem Leben viel zuviel Zeit mit ihm verbracht, und es wird keine Minute mehr geben." Wolfgang Schäuble wendet seinen Rollstuhl und ruft Helmut Kohls Sekretärin Juliane Weber zu, dass er dieses Büro nie wieder betreten werde. Kohl wird später sagen, dass er "noch nie" in seinem Leben "einen solchen Hass gespürt" hat. Es ist Dienstag, 18. Januar 2000, 8.30 Uhr - nach mehr als 30 Jahren endet eine Männerfreundschaft.
Beinahe ein Leben lang haben Kohl und Schäuble mit- und voneinander gelebt: Schäuble kämpfte schon für Kohl, als der Anfang der 70er Jahre beim Versuch, CDU-Vorsitzender zu werden, noch kläglich scheiterte. Er gehörte zur "Kampfgruppe Kohl", einer Riege junger CDU-Politiker, die bedingungslos zu dem Pfälzer hielt. Und dafür wurde er belohnt. Er zog gern die Strippen - als Kanzleramtsminister, als Innenminister, als Fraktionsvorsitzender: Doch in allen Ämtern stand Schäuble treu zu Kohl. Er zog die Speere auf sich. Saß acht Wochen nach dem Attentat schon wieder am Schreibtisch - wollte sich und Helmut Kohl seine Politikfähigkeit beweisen. Und waren sie nicht auch jenseits der Politik Freunde? Schäuble musste es glauben. Die Tränen in Kohls Augen, als der am Krankenbett des Querschnittsgelähmten wachte. "Ich stand zu ihm in einer sehr emotionalen, ja, brüderlichen Beziehung", sagte Kohl später. "Es war eine familiäre Beziehung", bestätigte Schäuble.
Das Zerwürfnis beginnt mit Schäubles Anspruch auf Kohls Nachfolge, mündet in einem beispiellosen Intrigenspiel um die CDU-Parteispendenaffäre. Ein Machtkampf, der beide in den Abgrund reißt. Ein Schauspiel von "Shakespeareschen Ausmaßen", wie sich ein Zeitzeuge erinnert. Erst 10 Jahre später, im Herbst 2010, eine versöhnliche Geste von Helmut Kohl. Auf einer CDU-Veranstaltung sagt er: "Wolfgang Schäuble ist ein Teil von uns". Tauwetter oder nur ein Trick? Wolfgang Schäuble bleibt ungerührt. In einem exklusiven Interview für die ARD-Dokumentation lässt er keinen Zweifel an seinen Gefühlen zu Helmut Kohl: "Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben".
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