Heimatflimmern Geheimnis Bonner Regierungsviertel
So, 22.12. | 7:30-8:15 | Phoenix
Bonn - provisorische Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland bis zur Wiedervereinigung. Und bis zum Umzug des Parlaments nach Berlin 1999 noch Regierungssitz. Zentrum der ehemaligen Hauptstadt war das Regierungsviertel, heute "Bundesviertel" genannt.
Auf nur knapp einem Quadratkilometer erstreckte sich das Viertel im Bonner Süden, wo bundesdeutsche Politik gemacht wurde. Hier lebten und arbeiteten Bundeskanzler und Bundespräsidenten, hier lagen Bundestag und Bundesrat. Botschaften, Ministerien und auch Pressebüros ballten sich hier. Alles sehr kleinstädtisch und informell. Oft gar als provinziell verschrien. Jeder kannte jeden, die Wege waren kurz, man konnte sich kaum aus dem Weg gehen.
Durch die räumliche Enge und Begrenztheit kam es hier neben dem offiziellen Politikbetrieb im Parlament immer wieder zu ungezwungenen Begegnungen von Abgeordneten, Bürgern und Journalisten an verschiedenen öffentlichen Treffpunkten: Restaurants, Gaststätten, Sportvereine, aber auch ein ganz einfacher Kiosk vor dem Parlament, das sogenannte "Bundesbüdchen". Als Provisorium gestartet, stand das sprichwörtliche "Bundesdorf" exemplarisch für die intime und transparente Demokratie der jungen Bundesrepublik. Nach dem verheerenden Großmacht-Wahn der Nationalsozialisten war Bonn ein klares Bekenntnis zur neuen Bescheidenheit der BRD.
Die Bundesrepublik wollte eine offene und transparente Demokratie sein - und diese Selbstverpflichtung spiegelte sich in der kompletten Anmutung des Regierungsviertels. Und das ist an vielen Stellen bis heute zu erkennen. In "Geheimnis Bonner Regierungsviertel" machen wir eine Zeitreise in das Bonner Regierungsviertel der Hauptstadt-Zeit und rufen das besondere Bonn-Gefühl anhand von aufwendigen Neudrehs, historischem Archiv-Material und emotionalen Zeitzeugen wach.
Von ehemaligen Abgeordneten über Kellner, Journalisten, Kindern von Politikern und Diplomaten bis hin zum Büdchenbesitzer. Christa Nickels, eine der ersten führenden Grünen-Politikerinnen, spricht über den Alltag der VolksvertreterInnen im Bundesdorf. Christian Blüm, Sohn des langjährigen Arbeitsministers, berichtet vom besonderen Aufwachsen unter den Bedingungen der Bonner Republik. Und Journalisten-Urgestein Hartmut Palmer lässt nachfühlbar werden, was die besondere Verbindung zwischen Politik und Presse in Bonn war.
Wir besuchen aber auch den langjährigen Ober des Politiker-Restaurants Maternus in Bad Godesberg und Gastronom Giorgio Tartero zeigt uns, wo sich Schwarz und Grün erstmals angenähert haben.
"Geheimnis Bonner Regierungsviertel" blickt hinter die einstigen Kulissen der Macht: Was passierte in den ehemaligen Schaltzentralen? Im Bundeskanzleramt und im Bundeshaus? Im Wasserwerk und im Langen Eugen? Was ist heute noch ersichtlich und was ist verschwunden? Und inwiefern sind die verschiedenen Bauten gebauter Ausdruck der bescheidenen, offenen und transparenten Demokratie bundesrepublikanischer Prägung? Die Spuren Bonns als Hauptstadt sind noch allgegenwärtig - man muss sie nur erkennen und entschlüsseln können.
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