Agatha Christie und der Orient Ägypten/Irak/Syrien/Arabische Länder/Großbritannien/Deutschland 2021
So, 22.12. | 11:00-12:30 | HR
2021
In den nächsten Jahrzenten unternahmen die beiden jedes Jahr Ausgrabungen in Syrien und im Irak: Eine literarisch-archäologische Partnerschaft, die nicht glücklicher hätte sein können.
Ganz allein und um sich von schwierigen Jahren, die hinter ihr lagen, zu erholen und abzulenken, reiste Agatha Christie im Herbst 1928 zum ersten Mal in den Mittleren Osten. Es war der Anfang einer Liebe zu einer Region der Welt, die ihr ganzes Leben lang andauern sollte.
Zum ersten Mal sah Agatha Christie die britischen Ausgrabungen in Mesopotamien und freundete sich mit dem großen Archäologen Leonard Woolley und seiner Frau Catharine an. Als sie im nächsten Jahr zurückkam, lernte sie auch den jungen Archäologen Max Mallowan kennen. Noch vor Ablauf eines Jahres waren die beiden verheiratet. Es begann eine literarisch-archäologische Partnerschaft, die nicht glücklicher hätte sein können.
In den nächsten Jahrzehnten, nur unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg, begleitete Agatha Christie ihren Mann jedes Jahr auf seinen Grabungskampagnen zunächst im Irak und später in Syrien. Sie machte sich nützlich als Fotografin der Ausgrabungen und nutzte die Zeit zur Arbeit an ihren Büchern. Viele ihrer Krimis reflektieren ihre Erlebnisse: "Mord in Mesopotamien" oder auch "Sie kamen nach Bagdad".
Max Mallowan grub zunächst in Tell Arpachiyah im Irak, doch entschied er sich dann für einen Wechsel nach Syrien, nachdem sich die politische Situation im Irak verschärft hatte. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs unternahm er Grabungen in Chagar Bazar und Tell Brak.
Agatha Christie war nicht nur immer an seiner Seite, sie dokumentierte diese Zeit mit unzähligen Fotoaufnahmen und, für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich, sie brachte sich die Handhabung einer Filmkamera bei und drehte alles, was sie an den Grabungen und in der Umgebung interessierte: Max, seine Kollegen, die irakischen Helfer und sogar die Hunde im Lager der Archäologen.
Auch bei diesen Filmaufnahmen und Fotos zeigte sie sich als die scharfe und humorvolle Beobachterin von Menschen und Situationen. Diese Aufnahmen aus dem Privatarchiv der Nachkommen Christies werden der Autorin Sabine Scharnagl zur Verfügung gestellt und damit zum ersten Mal veröffentlicht.
Von 1949 bis 1963 führte Max Mallowan Ausgrabungen in Nimrud im heutigen Irak, 30 Kilometer entfernt von Mossul, durch. Auch hier war Agatha immer an seiner Seite, genoss die Freiheit und den Mannschaftsgeist unter den Archäologen.
Ihre glückliche Zeit als die Frau eines Archäologen beschrieb Agatha Christie in dem Buch "Come tell me how you live", das im kriegsgebeutelten London des Zweiten Weltkriegs entstand – wie sie selbst sagt – als eine Erinnerung an die glückliche und friedliche Welt im Nahen Osten zwischen den Kriegen.
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