Spiele der Welt Varzeshe Pahlevani im Iran

Mi, 29.01.  |  5:30-6:00  |  SWR
Untertitel/VT Stereo 
Sie stemmen schwere Eisenketten, hantieren mit riesigen Holztafeln und schwingen bis zu 30 kg schwere Keulen. Der Morshed, der Trommler, gibt mit wechselnden Rhythmen den Ablauf der einzelnen Bewegungen vor. In atemberaubende Höhen schleudern die Männer die schweren Keulen, fangen sie geschickt auf, um sie sofort wieder in die Luft zu werfen. Während der Morshed religiöse Verse und mystische Geschichten singt, drehen sich die Sportler blitzschnell um die eigene Achse. Wie seit Jahrhunderten trainieren die Männer im Iran auch heute noch im "Zoorkhaneh", dem "Haus der Stärke". Frauen haben hier keinen Zutritt.

"Der Sport der Helden", wie Varzeshe Pahlavani übersetzt heißt, ist eine der ältesten Kraftsportarten der islamischen Welt. Als im 13. Jahrhundert Reiterhorden aus der Mongolei nach Westen vordrangen, überrannten sie auf ihrem Kriegszug auch Persien. Um jeden Widerstand im Keim zu ersticken, verboten die Mongolen alle Arten von körperlicher Ertüchtigung. Das trieb die Perser in den Untergrund. Sie trainierten an geheimen Orten mit einfachen Hilfsmitteln wie Ketten, Keulen und Holzschilden. Dies, sagt man, sei die Geburtsstunde des Varzeshe Pahlavani.

Hussein Lavafzedeh ist Teppichhändler im Basar von Teheran. In seiner Freizeit trainiert der mittlerweile 67-jährige seit 55 Jahren Varzeshe Pahlavani. Auch sein Sohn Mohsen ist Pahlavani. Hussein erinnert sich noch gut an die wechselvolle Geschichte des Iran, die auch an Varzeshe Pahlavani nicht spurlos vorrüber ging.So wie die iranische Gesellschaft ist auch Varzeshe Pahlavani wesentlich vom Islam geprägt. Der Gesang des Morshed und das Training verleihen dem Sportler nicht nur physische Kraft, sondern auch spirituelle Stärke.

Mohammad und sein Vater Meshdi leben in der Wüstenstadt Yazd. Beide sind begeisterte Pahlavani-Sportler. Um den Sport in Yazd zu fördern und ihn gegen moderne Konkurrenz wie Fussball zu bewahren, haben sie eine alten Wasserspeicher gekauft. Das Gewölbe eignet sich hervorragend als "Zoorkhaneh". Moderner und für die Jugend attraktiver müsse der alte Sport werden, sagt Mohammad. Und so verbindet er mit seiner Gruppe die alten Übungen mit akrobatischen Einlagen. Der Sport müsse moderner werden, wenn er auch in der Zukunft bestehen will.

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