Gernstl unterwegs nach Jesolo An der Adria
So, 16.02. | 10:30-11:15 | ARD-alpha
2022
Franz Gernstl und sein Team sind mit ihrem roten Bus auf der letzten Etappe an der Adria unterwegs. Vom Mondsee im Salzkammergut bis nach Triest sind die drei Slow-Traveller inzwischen gereist. Jetzt führt sie ihr Weg an der Küste entlang von Triest über Grado, Bibione und Caorle bis nach Jesolo, ihrem Ziel.
Nach Triest mit seinem Flair einer internationalen Hafenstadt, mit geschichtsträchtigen Prachtbauten und einem regen Kulturleben, geht es weiter westlich an der Adria.
Das Städtchen Grado auf der Isola d'Oro hat einen kilometerlangen "goldenen" Sandstrand. Schon vor über 100 Jahren, als die Region noch zu Österreich gehörte, war der Bade- und Kurort ein Hotspot. Es gab sogar eine durchgehende Bahnstrecke, auf der die feinen Herrschaften von Wien hierher transportiert wurden. Heute zieht das Städtchen Besucher an, die den ganz großen Trubel meiden.
Einer davon war der Journalist Stefan Maiwald, der vor 25 Jahren nach Grado kam, sich erst in den Ort verliebte und dann in eine Gradeserin, in Laura, seine jetzige Ehefrau verliebte. Stefan hat ein Buch über das italienische Lebensgefühl geschrieben: "Das Italienprinzip – So geht Glück" und zeigt dem Team bei einem Ausflug auf eine der Inseln in der Lagune von Grado, was er damit meint. Die Familie von Laura trifft sich hier zum Sonntagsessen. Das Essen mit der Familie sei eine der elementaren Zutaten zum Glücklichsein, so Stefan.
Westlich von Grado, in Lignano und Bibione beginnt dann das, was man gemeinhin "Teutonengrill" nennt. Gemeint ist damit der Massentourismus an der Adria, der mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland Aufwind bekam. Es zeigt sich aber, wen immer Gernstl am Strand befragt, dass es kaum jemanden gibt, der hier zum ersten Mal hier ist.
Besonders ausgeprägt scheint das in Jesolo der Fall zu sein. Die meisten hier sind "Wiederholungstäter" und haben ihre Ferien schon als Kinder am Lido verbracht. Manche sind geblieben, so wie Optikerin Martina aus Aschaffenburg, die ihren Maurizio mit 16 Jahren am Strand kennengelernt hat. Das war vor 40 Jahren. Heute betreibt das glückliche Paar ein Brillengeschäft in der legendären Einkaufsstraße von Jesolo. Und dann gibt es noch Peter Rechl, Wirt aus Trostberg. Er hat vor vielen Jahren beschlossen, bayerische Kultur nach Jesolo zu bringen. In seinem Bavariastüberl gibt es Bratwurst, Leberkäse und Stimmungsmusik aus der Heimat.
Franz Gernstl hat sich mit der Reise an die Adria einen kleinen Kindheitstraum erfüllt. Das Geheimnis des Jesolo-Syndroms aber können die drei Filmemacher auch nach eifrigen Befragungen und einigen Tagen Aufenthalt in der Urlaubsstadt nicht ganz verstehen. Vermutlich muss man diesen Ort schon als Kind erlebt haben, um das wohlige Gefühl des Nichtstuns und der Vertrautheit und der Wiederholung zu genießen.
Buch: Franz Xaver Gernstl
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