zeit.geschichte Habsburgs Heimkehr - Die Republik und die ehemaligen Monarchen

Do, 01.05.  |  22:45-23:35  |  ORF III
Dokumentation, 2022
Die ORF-III-Dokumentation stellt die Frage nach dem Umgang der Republik mit seinen ehemaligen Monarchen. Der Staatsvertrags-Bundeskanzler Raab - er war selbst Offizier an der Isonzo-Front - fasst es 1955 in einem kurzen Satz zusammen: "Die Monarchie war schön, aber es ist vorbei!" Vierunddreißig Jahre später, am 1. April 1989, überträgt der ORF das Begräbnis der letzten Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, viereinhalb Stunden live. Diese technische Höchstleitung bildet den Rahmen für die historische Betrachtung des politischen Umgangs Österreichs mit der Familie Habsburg nach 1918. Von Kurt Schuschnigg bis Karl Habsburg, von Bruno Kreisky bis Peter Filzmaier, vom Lenker der imperialen Leichenkutsche bis zum letzten Diener der Kaiserin kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Wort. Das Begräbnis markiert den historischen Höhepunkt des Aufeinandertreffens der Zweiten Republik mit der imperialen Vergangenheit des Landes - wie es Hugo Portisch als damaliger Kommentator treffend schildert.

Zankapfel zwischen der Republik und den Habsburgern ist das Habsburger-Gesetz von 1919, das bis heute Gültigkeit hat. Von den Alliierten in den Staatsvertrag reklamiert, wird es zum Auslöser zahlreicher großkoalitionärer Kämpfe und führt 1961 zur "Habsburg - Krise", die Otto Habsburg-Lothringen mit seinen Einreiseplänen nach Österreich auslöst. Streiks und Demonstrationen inklusive. Denn während Otto Habsburg, das Oberhaupt der Familie, die geforderte Verzichtserklärung unterschreibt, hauptsächlich um seine Europapolitik ungehindert fortführen zu können, hat sich Zita ihr ganzes Leben lang geweigert dies zu tun. Sie hat nie daran gezweifelt, die rechtmäßige Kaiserin von Österreich zu sein. 1989 bringt ihr Tod die Republik unter Zugzwang. Wie mit ihrem Begräbnis umgehen? Ist es eine rein private Veranstaltung oder gewinnt die Marke Habsburg durch das pompöse Zeremoniell wieder an Marktwert und Bedeutung?
Historiker und Zeitzeugen beleuchten die komplexen und bisweilen kuriosen Fragen, die sich Nachkriegs-Österreich in Bezug auf die Habsburger gestellt hat. Dabei geht es vor allem um die Frage der Vermögenswerte. Was gehört der Republik und was steht der ehemaligen Kaiserfamilie zu? Wie legitim ist es, heute noch Hofratstitel zu verleihen? Schlüssel- und letztendlich Versöhnungsfigur der politischen Diskussion wird Bruno Kreisky, der in den 1970er Jahren den Konsens mit der Familie sucht. Letztendlich ist er es, der das zeremonielle Begräbnis in der Wiener Innenstadt - durch eine gefinkelte Interpretation des Habsburger Familienrechts durch den Verfassungsgerichtshof - ermöglicht. Inzwischen haben alle Habsburger mit österreichischem Pass die vollen Bürgerrechte und können auch passiv gewählt werden.
Zwischen Nostalgie und handfesten Marketing-Effekten - der letzte Weg der Kaiserin lässt keinen kalt.


Regie: Kurt Mayer

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