natur exclusiv Böhmen - Land der hundert Teiche
So, 18.05. | 2:15-3:00 | BR
2009
Entlang der Moldau, südlich der Goldenen Stadt Prag, liegt ein verborgenes Mosaik aus Seen, Teichen, Wiesen und Wäldern. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine unberührte Wasserwildnis, ist jedoch ein Paradies aus Menschenhand. Die Naturfilmer Jiri Petr und Michael Schlamberger zeichnen ein stimmungsvolles Porträt einer Kulturlandschaft, die zu einem unersetzlichen Rückzugsgebiet für viele Tierarten wurde. Zwischen den Metropolen Wien und Prag liegen rund 500 Fischteiche im Norden von Trebon und Cesky Krumlov, dem ehemaligen Krumau. Es ist das größte für die Karpfenzucht genutzte Teichgebiet Mitteleuropas.
Heute ist die Teichlandschaft ein UNESCO-Biosphärenreservat und ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie Mensch und Natur in Harmonie miteinander existieren können. Mehr als 150 Vogelarten brüten hier. Zwergdommel, Drosselrohrsänger und Rohrweihe finden im Schilfdschungel ideale Bedingungen für die Aufzucht ihrer Jungen. Das offene Wasser ist das Revier der Haubentaucher, die ihren Nachwuchs auf Schwimmnestern großziehen. Hier hat sich gezeigt, dass Fischzucht mit Maß und Ziel die Vogelwelt profitieren lässt, sogar die anderswo raren Seeadler. Auch die Fischotter finden hier geradezu paradiesische Zustände vor. Tief im Dickicht findet man sogar Elche. Fast unbemerkt sind sie aus Polen in den sumpfigen Süden gewandert und haben es geschafft, eine erfolgreiche Population aufzubauen.
Kameramann Jiri Petr kennt diese Landschaft im Herzen Europas seit seiner frühesten Jugend und hat sie als Naturfilmer jahrelang bis in den letzten Winkel durchstreift. Jetzt gibt er mit diesem Film faszinierende Einblicke in eine Landschaft, die man mitten in Europa kaum mehr vermuten würde.
Die Geschichte dieser einzigartigen Region begann mit einem Fisch, dem Karpfen. Die Römer führten die ursprünglich asiatische Art einst nach Europa ein, wo sie die Seen und Flüsse des Donauraums besiedelte. Mönche brachten den Karpfen erstmals im 12. Jahrhundert von der Donau hierher, denn seit jeher war der Karpfen ein beliebter Speisefisch, und in den Stiftsküchen galt er als bevorzugte Fastenspeise. Da die Karpfen auch in Gewässern mit niedrigem Sauerstoffgehalt zurechtkommen, waren sie wie geschaffen für die Zucht in seichten Teichen. So begannen die Mönche damit, die ersten kleinen Fischteiche rund um ihre Klöster anzulegen.
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