Margarethe Ottillinger Die Frau, die zu viel wusste

So, 08.06.  |  22:30-23:15  |  Phoenix
Stereo 
Jahrzehntelang blieb der Fall Margarethe Ottillinger im Dunkel der Geschichte. Die junge Wirtschaftsexpertin und Sektionschefin, die am 5. November 1948 an der Enns-Brücke bei Linz verhaftet und in die Sowjetunion verschleppt wurde, erregte im Nachkriegsösterreich zwar großes Aufsehen, aber die wahren Hintergründe ihrer Verhaftung blieben bis heute unbekannt. Margarethe Ottillinger selbst erfuhr bis zu ihrem Tod 1992 nicht, warum sie sieben Jahre lang in sowjetischen Gulags und Gefängnissen verschwand und wem sie das zu verdanken hatte.

Margarethe Ottillinger, dargestellt von Ursula Strauss, war eine erfolgreiche Wirtschaftsexpertin, die engagiert für den Wiederaufbau Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete. Am 5. November 1948 wurde sie von sowjetischen Streitkräften verhaftet und verbrachte sieben Jahre in Stalins Gulag-Lager.

Die Dokumentation erzählt, zum Teil anhand von Reenactment-Szenen, die abenteuerliche Lebensgeschichte einer starken Frau in der Nachkriegsära. Damit gibt der Film einem wichtigen Abschnitt der österreichischen Geschichte ein Gesicht: jener Zeit am Beginn des Kalten Kriegs, als das Land im Zentrum der Weltgeschichte stand, während sich zwei Machtblöcke bildeten und sich der Eiserne Vorhang auf Europa herabsenkte.

Die erst 29-jährige Wirtschaftsexpertin und Sektionschefin wurde am 5. November 1948 an der Ennsbrücke verhaftet, in ein russisches Gulag-Lager verschleppt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der Vorwurf: Spionage für die USA. Der Fall erregte im Nachkriegsösterreich zwar großes Aufsehen die wahren Hintergründe sind jedoch bis heute nicht ganz geklärt. 1955 wurde die spätere ÖMV-Vorstandsdirektorin aus der Haft entlassen.

Der Historiker Stefan Karner hat jahrzehntelang unter Verschluss gehaltene KGB-Verhörprotokolle aufgearbeitet und stieß dabei auf Details in Ottillingers Umfeld, die bisher nicht bekannt waren. Anhand neuer Dokumente des KGB und der westlichen Geheimdienste lässt sich Ottillingers Verschwinden als Verkettung politischer und menschlicher Komponenten rekonstruieren. Ottillinger selbst erfuhr bis zu ihrem Tod 1992 nicht, warum sie sieben qualvolle Jahre in sowjetischen Straflagern zubringen musste.

Basierend auf den Recherchen Stefan Karners, dessen Buch Im Kalten Krieg der Spionage. Margarethe Ottillinger in sowjetischer Haft 1948 1955 im Studienverlag erschien, bringt die Dokumentation Licht ins Dunkel der Geschichte. Dabei wird ein Bild jener Personen gezeichnet, die am Schicksal Ottillingers maßgeblich beteiligt waren: Der Österreicher Alfred Fockler, der als amerikanischer Agent den Sowjets in die Hände fiel, wollte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, indem er Ottillinger schwer belastete. Zwei weitere Männer besiegelten Ottillingers Schicksal: der russische Ingenieur Andrej Didenko, der sich in die junge Spitzenbeamtin verliebt hatte und dem sie bei der Flucht in den Westsektor behilflich war, und Minister Peter Krauland, der tatenlos zusah, als seine beste Mitarbeiterin verschleppt wurde.

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