"Und trotzdem fällt es mir nun schwer" – Iris Berben "Rosa Roth" zum Ende des erfolgreichen Krimiformats am 12.Oktober 2013.
Nach fast 20 Jahren ist nun Schluss. Wie schwer fällt es Ihnen, sich von Rosa Roth zu verabschieden?
Es ist kein Abschied gewesen, der sich aus einer kurzfristigen Überlegung ergeben hat. Ich habe mich über Jahre damit beschäftigt, wann der richtige Zeitpunkt sein könnte, um aufzuhören. Vor allem wenn man merkt, dass man eine Marke - bis auf wenige Ausnahmen – über viele Jahre erfolgreich hält. Hat man die Antennen dafür, den richtigen Zeitpunkt zu finden? Oder steht einem vielleicht die Eitelkeit im Weg? Wenn man von außen darauf hingewiesen werden würde, wäre es eher ärgerlich. Insofern ist das ein Thema gewesen, was mich immer wieder begleitet hat: Und trotzdem fällt es mir nun schwer. Diese Figur ist eine Konstante in meinem Leben gewesen. Bei vielen Zeitungsnachrichten habe ich sofort über Geschichten nachgedacht. So ist "Rosa Roth" ja auch entstanden. Man reagiert auf die Befindlichkeiten, die hier in unserem Land existieren. Von meiner Seite gab es eigenes Einbinden und Einbringen in die Stoffe. Das hat viel Platz in meinem Leben eingenommen und das werde ich vermissen. 20 Jahre sind eine kompakte lange Zeit, in der wir Dank des ZDF sehr unterschiedlich arbeiten durften. Deswegen war ich bereit zu sagen, hier machen wir den Schnitt und erinnern uns lieber an eine schöne Zeit, wenn auch mit ein bisschen Wehmut.
Was mochten Sie an der Figur Rosa Roth am liebsten? Wie sehr haben Sie Einfluss auf die Entwicklung der Rolle genommen?
Bei einer Reihe, die 20 Jahre läuft, ist eine Entwicklung natürlich Voraussetzung. Unsere Umwelt, unser Blick, unser Alltag verändert sich. Man selber verändert sich. Und insofern nimmt man natürlich Einfluss. Das meine ich nicht im Sinne von Macht. "Rosa Roth" wurde immer in Teamarbeit hergestellt. Mein Einfluss hatte mit Interesse, mit Lust und Leidenschaft an dieser Figur zu tun. Und an den Fragen: Was erzählen wir? Wie erzählen wir es? Zu versuchen, immer die besten Kollegen zu bekommen. Das alles hat Einfluss auf die Entwicklung genommen.
In "Der Schuss" wird Rosa Roth mit ihrem ersten Fall von vor knapp 20 Jahren konfrontiert. Sie begegnet einem alten Widersacher, mit dem sie noch eine Rechnung offen hat. Zudem schießt sie in einem Feuergefecht auf ein kleines Mädchen. Das klingt nach einem packenden Finale. Was haben Sie sich für das Ende der Reihe gewünscht? Hebt sich die letzte Folge von den anderen Folgen ab?
Ich habe mir gewünscht, dass die Reihe nicht mit dem Tod von Rosa endet. Das kommt mir manchmal wie ein Rausmogeln vor. Wir haben intensive Gespräche über die letzte Folge geführt und ich wollte, dass Rosa in irgendeiner Form scheitert. Das hat ja auch mit ihrer Entwicklung und ihren Charaktereigenschaften zu tun, dass sie eben auch aus einer Nichtperfektion besteht. Ich wollte, dass sich Rosa die Fragen stellt: Bin ich noch gut genug? Bin ich der Sache noch gewachsen? Bin ich den Veränderungen noch gewachsen? Bin ich schnell genug, auch in den Neuerun-9 gen, die um mich herum passieren? All die Fragen haben auch wieder mit der allgemeinen Frage zu tun, wann ist der richtige Punkt, Abschied zu nehmen. Aber sie sollte auch nicht gesenkten Hauptes gehen. Rosa hat mit einem Teil ihres Lebens abgeschlossen und der Weg soll nun offen sein für etwas Neues. Als damals die Idee mit dem Schuss auf das kleine Mädchen aufkam, fand ich das spannend. Und mit der Überlegung noch einmal zur ersten Folge zurück zu kehren, schließt sich dann ein Kreis. Die letzte Folge hebt sich auch durch die Regie ab. Es wurde bewusst ein neuer Regisseur engagiert. Da Hannu Salonen mit den Figuren nicht so vertraut war, konnte er noch einmal völlig neu ansetzten. Das finde ich für den letzten Film wichtig. Die Zuschauer können sentimental und traurig werden, aber nicht Rosa. Wir wollten, dass er anders erzählt.
Auffällig ist, dass gerade der Samstagabend durch weibliche Ermittlerinnen geprägt ist - z. B. Senta Berger als Eva Prohacek, Hannelore Hoger als Bella Block und Ulrike Kriener als Kommissarin Lucas. Wie erklären Sie sich die große Beliebtheit starker Frauenfiguren?
Man muss natürlich auch zugeben, dass es zu einer Inflation weiblicher Kommissarinnen kam und viele sind ja auch relativ schnell wieder weg gewesen. Die erfolgreichen Ermittlerinnen haben eine eigene Farbe mitgebracht und eine eigene Handschrift hinterlassen. Ich weiß nicht wirklich, was der Grund für die Beliebtheit ist. Vielleicht weil Frauen – das ist ohne Wertung gemeint – anders an Thematiken herangehen, anders mit Menschen umgehen. Bei Frauen kommt die Gewalt als Kraftakt selber sehr viel seltener vor, man muss sich als Frau verbal anders einbringen. Vielleicht mögen die Zuschauer das. Aber vielleicht liegt es einfach auch daran, dass das Metier über die Jahrzehnte von Männern besetzt war.
Quelle: ZDF