Charité intensiv: Gegen die Zeit Warten und Leben - Film von Carl Gierstorfer und Mareike Müller

Do, 30.05.  |  1:30-2:30  |  RBB
Untertitel/VT Stereo 
Nicole erwacht nach ihrer dramatischen Lebertransplantation, während sich der Zustand von Lars stetig verschlechtert. Er benötigt nun dringend ein Herz. Susanne spendet Carsten eine Niere und Mario Rosa-Bian ist enttäuscht von der Resonanz seiner Kampagne. Lars‘ Zimmernachbarn Olaf und Jan, Wartepatienten im Paulinenkrankenhaus, erhalten eine schreckliche Nachricht.

Über zwei Jahre nach der Erfolgsserie Charité intensiv blicken Carl Gierstorfer und Mareike Müller wieder in den Grenzbereich zwischen Leben und Tod: In einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit kämpft das medizinische Personal um Patientinnen und Patienten mit Organversagen. Empathisch und nah am Menschen wirft die 2-teilige Serie ein Schlaglicht auf eine der drängendsten gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit.

Versagen die Organe eines Menschen, beginnt ein Wettlauf mit dem Tod. Trotz hochtechnisierter Intensivmedizin und großem persönlichen Einsatz, gelangen die Ärzte und Pflegenden der Berliner Charité und des Paulinenkrankenhauses immer wieder an den Punkt, an dem nur noch ein Spenderorgan das Leben ihrer Patienten retten kann. Es beginnt ein banges Warten; Stunden und Tage, die darüber entscheiden, ob sie das Unausweichliche akzeptieren und Menschen gehen lassen müssen, weil Politik und Gesellschaft bisher keine Antwort auf den akuten Mangel an Spenderorganen in Deutschland gefunden haben.

Jeden Tag sterben drei Menschen in Deutschland, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten haben. Im Paulinenkrankenhaus in Berlin-Westend, warten Patientinnen und Patienten monatelang - als hochdringlich gelistet - auf ein Spenderherz. Sie können die Klinik nicht mehr verlassen, weil ihr Zustand zu kritisch ist und sie ihren Platz auf der Warteliste verlieren würden. Für die Patienten werden aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate. Eine gefühlte Unendlichkeit, in der sie hilflos ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Alles dreht sich um die Frage: Werden sie lange genug durchhalten?

Viele Überlebende hat diese Erfahrung tief geprägt. Einige von ihnen kämpfen für eine bessere Versorgung mit Spenderorganen in Deutschland. Die Serie begleitet einen Nierentransplantierten, der versucht den Gesetzgeber auf die gravierende Situation aufmerksam zu machen. Trotz modernster Transplantationsmedizin sind Patientinnen und Patienten mit Organversagen hier schlechter versorgt als in anderen Ländern Europas. Seit vielen Jahren zählt Deutschland zu den Schlusslichtern bei der Spendenbereitschaft. Im Verbund Eurotransplant, der in acht europäischen Ländern die Spenderorgane an Patienten vermittelt, profitiert Deutschland von der Spendenbereitschaft seiner Nachbarn. Dennoch hat es die Politik bislang vermieden, bestehende Gesetzgebungen grundlegend zu verändern.

Ohne Kommentar und Effekthascherei dokumentiert Charité intensiv: Gegen die Zeit die Folgen des Organmangels. Die vierteilige Serie von Carl Gierstorfer und Mareike Müller zeigt aus unmittelbarer Nähe den Kampf des medizinischen Personals, der Patienten und derer, die um Sichtbarkeit der Wartenden ringen. Sie verhandelt dabei eine der drängendsten gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit. Modernste Medizin kann in Deutschland ohne die Solidarität der Gesellschaft - und jedes Einzelnen - nicht ihr volles Potential ausschöpfen.
Nicht selten mit tödlichen Folgen.

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