Die Innovation aus Österreich ermöglicht einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit.
Im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahl 2015 zeigt der Mitmachsender Okto ein in Gebärdensprache übersetztes Informationsvideo zur brieflichen Stimmabgabe. Die Besonderheit: Erstmals wird im TV nicht von einer realen Person, sondern mit Hilfe eines virtuellen Avatars gebärdet. Dieser ahmt Körpersprache sowie Emotionen realitätsnah nach und ist in seinem Aussehen beliebig adaptierbar. Möglich macht all das ein Tool namens SiMAX, das rasch und vergleichsweise kostengünstig große Textmengen in Gebärdensprache übersetzt.
Hinweis in eigener Sache
Der TVButler bietet eigene Service-Seiten für Menschen mit Seh- und Hörproblemen.
TV-Programm mit Sendeterminen von Hörfilmen für Menschen mit Sehproblemen:
hoerfilm.tvbutler.at
TV-Programm Sendungen mit Gebärdensprache und Untertitel für Menschen mit Hörproblemen:
deaf.tvbutler.at
Der Avatar in Gebärdensprache. Bild: Sender/Sintime
Avatar made in Austria
Hinter dieser Revolution in Sachen Barrierefreiheit steht eine Reihe österreichischer Personen und Unternehmen, darunter Signtime TV (Produzent von Videos und Newsformaten in Gebärdensprache), IBM Österreich sowie das Institut für Anthropologie der Uni Wien. Erklärtes Ziel ist es, mittels SiMAX mehr Informationen als bisher in Gebärdensprache aufbereiten zu können.
Auch auf Seiten des langjährigen Signtime-Partners Okto ist das Engagement groß. "Okto setzt sich nun schon seit knapp zehn Jahren für das Miteinander in einer vielfältigen und gleichberechtigten Gesellschaft ein. Es freut uns daher ganz besonders, als Plattform für diesen wichtigen Schritt in Richtung Barrierefreiheit dienen zu können", so Geschäftsführer Christian Jungwirth anlässlich der TV-Premiere des Avatars.
Untertitel vs. Gebärdensprache
Häufig wird im Zusammenhang mit Gehörlosigkeit auf Untertitel verwiesen. Diese stellen jedoch keinen adäquaten Ersatz für Gebärdenvideos dar. Grund hierfür ist die Tatsache, dass es sich bei der Schriftsprache um eine Abstraktion der Lautsprache handelt. Schnelles sinnerfassendes Lesen ist für Personen, die nie gehört haben, folglich schwierig. FernsehmacherInnen setzen daher große Hoffnungen in den SiMAX-Avatar. "Derzeit führen wir erste Gespräche über einen Ausbau der Kooperation", verrät Okto-Programmintendantin Barbara Eppensteiner.
Insgesamt sind hierzulande rund 10.000 Menschen gehörlos. Die Gruppe jener Personen, die sich der Gebärdensprache bedienen, ist jedoch noch weit größer. Zu ihr zählen etwa auch Angehörige von Gehörlosen, schwerhörige Menschen sowie Hörende, die im Laufe ihres Lebens die Gebärdensprache erlernt haben.
Hier geht's zum Informationsvideo:
http://www.okto.tv/jukebox/15191/20150922