Neue Folgen der Österreich-Reihe: Weites Land

2024  feiern neue Ausgaben der Reihe „Weites Land“ Premiere, die diesen Sommer kulturelle Landvermessungen in Tirol (30. Juni) und dem Burgenland (7. Juli) unternehmen. Dazu gibt es das Dacapo der Kärnten-Folge (21. Juli).

Filmische Landvermessung im ORF-„dokFilm“:

Wöchentlich, jeweils sonntags um 22.15 Uhr, präsentiert ORF 2 Produktionen der im Vorjahr gestarteten Dokureihe „Weites Land“ sowie der beliebten ORF-Bezirks- und -Städteporträts – insgesamt acht an der Zahl.

  1. Zum Auftakt besucht die von Filmemacherin Jennifer Rezny gestaltete Neuproduktion „Weites Land – Steiermark“ Österreichs zweitgrößtes Bundesland, befasst sich mit seinen Eigen- und Besonderheiten, Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden zum übrigen Österreich und blickt tief in die steirische Seele.
  2. In weiterer Folge bringt ORF 2 die ersten beiden Ausgaben der Reihe über Vorarlberg und
    Zu den Befragten jeder Folge zählt auch ein prominenter Protagonist oder eine prominente Protagonistin. Im Fall von Vorarlberg sind es sogar zwei: das Schriftstellerpaar Monika Helfer und Michael Köhlmeier.
  3. Niederösterreich  zum Wiedersehen.
    Mit dabei ist Schauspielerin Erni Mangold.
  4. Schließlich feiert die für zweite neue Ausgabe „Weites Land – Kärnten“ 2023  ihre TV-Premiere.
  5. Tirol am 30. Juni 2024
  6. Burgenland am 7. Juli 2024

Mehr zum Inhalt von „Weites Land – Steiermark“ (EA 2023)

Besonders lustvoll seien sie, die Steirer. Graz verzaubere mit nahezu mediterranem Flair. Und Altausseer seien eigentlich gar keine richtigen Steirer – sondern geradezu eine eigene Spezies. Klischees sind dazu da, um sie zu widerlegen, und doch offenbaren sie so oft einen wahren Kern. Auf ihrer filmischen (Land-)Vermessung der österreichischen Seele spürt Regisseurin Jennifer Rezny in einer neuen Ausgabe der Reihe „Weites Land“ dem nach, was das „grüne Herz“ Österreichs höherschlagen lässt, und wo sich in diesem Untiefen auftun. Dabei trifft sie in der Bevölkerung wieder höchst interessante Zeitgenossinnen und -genossen.

Kleider machen Leute – das weiß das Ehepaar Peter und Irena aus Graz. Nicht, dass sie nicht schon zuvor welche gewesen wären, ist sie doch ehemalige Ballerina, er Chirurg. Beide sind stets chic gewandet, umweht von einem Hauch von Glamour. Zu behaupten, ihr musikalischer Chihuahua-Rüde Louis sei reines Accessoire, wäre ebenso unfair wie jeder Vergleich mit dem deutschen Reality-Soap-Paar „Die Geissens“. Die gebürtige Russin Irena ist zutiefst dankbar für ihr Leben in Graz an der Seite ihres Mannes. Die große Unzufriedenheit vieler Österreicherinnen und Österreicher kann Peter nicht nachvollziehen: „Es fehlt manchen die Demut“.

Dort, wo ein berühmter Bond-Bösewicht – Klaus Maria Brandauer nämlich – aufgewachsen ist, hatte Paul schon seine Begegnung mit 007: in Altaussee. Er ist Wirt eines zum Gasthaus umfunktionierten Jagdhauses direkt am See, wo eine Szene für den Film „Spectre“ mit Daniel Craig gedreht wurde. Die Altausseer seien stolze Menschen, was aber nichts Negatives sei: „Wir schauen darauf, dass wir es uns hier schön machen und dass das, was Gott uns geschenkt hat, schön bleibt.“

Ohne Worte können sich Dietlinde und ihrer Familie miteinander verständigen: Sie jodeln. Vater Hermann, Mutter Ingeborg und Bruder Vinzenz sind allesamt Berufsmusiker. Alle Vier empfinden Jodeln als Urausdruck der österreichischen Seele – selbstredend ganz besonders der steirischen. Die Familie ist in Johnsbach im Gesäuse ansässig und ortet innerhalb der Region große Mentalitätsunterschiede: „Für die Altausseer sind wir die da unten, die Untersteirer. Die schauen schon ein bisschen auf uns herab.“

Der bekannteste Steirer in dieser Ausgabe von „Weites Land“ ist Thomas Spitzer, Mastermind der EAV, begnadeter Grafiker, ausgestattet mit einer Zunge schärfer und schneller als ein Florett. Mit Partnerin Nora lebt er in Feldbach, südöstlich von Graz. Die steirische Metropole bezeichnet er als seine kulturelle Heimat. In Österreich, zumal in der Steiermark, ortet er eine Neidgesellschaft: „Uns geht es zu gut“. Mit sich selbst geht er nicht zimperlich ins Gericht: Ein sturer Steirer sei er, „verfressen, versoffen und uneinsichtig“. Um mildernd nachzusetzen: „aber trotzdem liebenswert“. Auf die Frage, wie denn die Steiermark rieche, antwortet er erdig: „Nach Misthaufen.“

In der südlichsten Steiermark, nahe der Grenze zu Slowenien, lebt der 82-jährige pensionierte Biologie- und Chemielehrer sowie Pilzexperte Heinz-Detlef. Seiner Meinung nach sind die Steirer „gute Denker, innovativ, gemütlich und manchmal auch bissl blöd, aber sie lassen sich nix gefallen.“

Weiters trifft Filmemacherin Jennifer Rezny Eventmanagerin Lisa. In ihrer Freizeit verwandelt diese sich nicht in eine Queen, sondern in einen King – in den Drag-King Liam wohlgemerkt. Schon in ihrer Kindheit schlüpfte sie gerne in Männerrollen. Lisa findet, dass in der Steiermark noch immer Geschlechterstereotype vorherrschen, nach dem Motto: Männer sind Machos und Frauen können nicht Auto fahren. Etwas, dem sie sich mit ihrem fluiden Umgang mit Geschlechteridentitäten entgegenstellt.

Niederösterreich-Folge: Jennifer Reznys liebevoll-neugieriger Blick in die österreichische Seele

Wer oder was ist Österreich? Die Summe seiner Bundesländer? Die Geschichte, auf die es zurückblicken kann? Die Kultur, die gelebt wird? Traditionen, Bräuche, Sprache, Kulinarik, Musik? Eines ist auf jeden Fall gewiss: Die österreichische Seele ist ein „Weites Land“. Ihre facettenreichen Licht- und Schattenseiten ergründet eine neue, gleichnamige zehnteilige Dokumentarfilmreihe nach einer Idee von ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl. Neun Bundesland-Folgen und eine abschließende Österreich-Episode, die von Filmemacherin Jennifer Rezny in Szene gesetzt werden, werfen tiefgründige, humorvolle und durchaus kritische Blicke auf Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten und Regionen. Die filmische Landvermessung der kulturellen Art überprüft Klischees sowie mentalitätsgeschichtliche Unterschiede und spürt vermeintlichen Wahrheiten und unwidersprochenen Eigenheiten nach. Um den wahren Kern der rot-weiß-roten Seele zu erforschen, muss man tief schürfen oder den Blick von einem Berggipfel in die Weite richten. Die dabei gemachten Erkenntnisse erheitern und betrüben, bestätigen und überraschen.

Filmemacherin Rezny über das Projekt, die Vorarlberger/innen und die besondere Musikauswahl

Regisseurin Jennifer Rezny, die bisher mit Filmen wie „Nie genug. Der Körperkult in sozialen Medien“ oder „Ich bin hier die Bossin“ auf sich aufmerksam machte über ihr jüngstes Projekt: „Die Idee dahinter war, die österreichische Seele filmisch einzufangen. Antworten zu finden auf die Fragen ‚Was trennt uns, und was haben wir alle gemeinsam?‘“.

Zur Auftaktfolge sagt sie: „Die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger habe ich als ungemein höflich, reserviert und zuvorkommend erlebt. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie eine ganz spezielle Mischung aus traditionell und modern – und für mein Empfinden eigentlich auch irgendwie „unösterreichisch“ – sind, also wenn es zum Beispiel ums Jammern geht oder darum, offen gegenüber Fremdem zu sein. Mein Eindruck: Die Vorarlberger/innen jammern nicht und sie versprühen einen internationaleren Flair als Einwohner/innen anderer Bundesländer. Gleichzeitig sind sie aber auch extrem schüchtern und sehr heimatverbunden“, schildert Rezny ihre persönlichen Eindrücke von den Dreharbeiten im Ländle, die von Sommer 2021 bis zum Frühjahr 2022 gedauert haben.

Besonders glücklich ist die gebürtige Wienerin über die Filmmusik: „Weil die Seele überall und in allem mitschwingt, werden die Menschenporträts von einer vielseitigen Musikauswahl, die ausschließlich von österreichischen Künstlerinnen und Künstlern stammt, begleitet. Darauf bin ich sehr stolz“, betont Rezny. Und: „Im Zuge meiner bisherigen Musikrecherche wurde ich total überrascht von vielen tollen Musikerinnen und Musikern der verschiedensten Genres, die es in Österreich gibt, und von denen ich vorher nichts gewusst habe. Visuell spielen dann natürlich auch für das jeweilige Bundesland charakteristische Landschaften, regionale infrastrukturelle Besonderheiten, Traditionen, Bräuche und Kulinarik mit“, erzählt Jennifer Rezny.

Mehr zum Inhalt von „Weites Land – Vorarlberg“:

In jeder Folge von „Weites Land“ stehen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die im jeweiligen Bundesland verortet sind, im Mittelpunkt. Was macht sie aus, was unterscheidet sie von der Bevölkerung anderer Bundesländer bzw. wo gibt es gar regionale Unterschiede innerhalb eines Landes? Die erste Ausgabe führt Regisseurin Jennifer Rezny und ihr Filmteam nach Vorarlberg.

Dächte man sich Vorarlberg als Tier, wäre es eine Gämse: sicher im Tritt im steilen Gelände, leichtfüßig in der Ebene. Nein, man müsse sich das „Ländle“ als Igel vorstellen: nach außen hin borstig, innen aber weich. Vorarlberg sei eine Schnecke, die ihre Fühler ganz schnell einzieht, wenn man ihr zu nahe kommt. Dies sind einige der Antworten, die die Filmemacherin bei ihrer Befragung von Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern erhalten hat.

Fleischermeister Johannes, von allen Jogi genannt, ist vielleicht solch ein Igel: Ruppige Schale, den Rock ’n’ Roll im Blut und Sanftmut im Blick. Er bestätigt, dass das Klischee der arbeitswütigen, ehrgeizigen Voralberger/innen durchaus zutreffe und das Credo „schaffe, schaffe, Hüsle baue“ gültig sei. Als Single mit Mitte 30 hinke er dem Vorarlberger Ideal vom Familienleben mit zumindest zwei Kindern gehörig nach. Glücklich mache ihn, wenn er mit seiner Hände Arbeit Fleisch zerlegt und perfekt zubereitet.

Apropos Kulinarik: Das Lecher Sonntagsessen bestehe aus Kässpätzle mit Erdäpfelsalat und Bratkartoffeln. „Also Kohlenhydrate mit Kohlenhydraten und dazu Kohlenhydrate.“ Das sagt Schriftsteller Michael Köhlmeier, der aus Hohenems stammt. Er und seine Ehefrau Monika Helfer sind die beiden Prominenten dieser Ausgabe, die ebenso liebevoll wie kritisch zu ihrer Heimat stehen.

„Was der Herrgott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch ein Loch verbinden“, sagt der bei der Freiwilligen Feuerwehr aktive Pensionist Ernst augenzwinkernd, der damit den Arlberg-Straßentunnel meint. Das Leben hinter dem Berg vermittle Sicherheit.

Und Illustratorin Monika ertappt sich dabei, dass sie im Bezug zu ganz Österreich von „wir und der Rest“ spricht.

Weites Land: Aussichtspunkt Bildstein Baum im Herbst. Bild: Sender / ORF / Feuer & Flamme Film
Weites Land: Aussichtspunkt Bildstein Baum im Herbst. Bild: Sender / ORF / Feuer & Flamme Film