Punkt eins Was bedeutet „fair“ im Handel?

Do, 16.05.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Schokolade, Kaffee und ihre Lieferketten. Gäste: Konrad Rehling, Geschäftsführer Südwind & Dr. Bernhard Tröster, Ökonom, Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung ÖFSE. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Die Reise der Schokolade in den heimischen Supermärkten beginnt meist in den westafrikanischen Ländern C?te d’Ivoire und Ghana. Kakao wird dort in kleinbäuerlichen Betrieben angebaut. Während in Österreich laut Statistik pro Kopf rund acht Kilo Schokolade verzehrt werden, profitieren die Bäuerinnen und Bauern wenig davon. Ihre Einkommen liegen oft unter der Armutsgrenze. Hinzu kommen klimatische Veränderungen, Ernteausfälle und schwankende Weltmarktpreise. Dass der Kakaopreis derzeit auf einem Rekordhoch liegt, bedeutet nicht unbedingt ein höheres Einkommen für die Produzent:innen. In ihren Verträgen sind die aktuellen Preissteigerungen nicht enthalten, während ihre eigenen Lebenserhaltungskosten steigen.Planungssicherheit, stabile Mindestpreise und Projekte für nachhaltige Anbaumethoden, wie sie etwa Fairtrade verspricht, würden Abhilfe schaffen. Fairtrade zahlt den Partnerorganisationen in den Herkunftsländern außerdem Prämien aus, die in Gemeinschaftsprojekte investiert werden. Das bekannte „Fairtrade-Siegel“ signalisiert den Kosument:innen, dass arbeitsrechtliche, soziale und ökologische Standards in der Lieferkette eingehalten wurden. Laut einer Studie ist das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung in dieses Siegel hoch. Fairer Handel erlebe generell einen Aufschwung, mit Umsatzsteigerungen bei Fairtrade-Produkten um zwölf Prozent im Vorjahr.Supermarktketten, Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe in Österreich setzen ebenso vermehrt auf „fair“. Was bedeutet aber fairer Handel genau? Im Gegensatz zu „bio“ ist „fair“ kein gesetzlich geschützter Begriff. Als Konsument:in bin ich mit einer Vielzahl an Gütesiegeln konfrontiert. Darüber hinaus geben große Unternehmen an, eigene nachhaltige und „faire“ Programme durchzuführen.Wie kann fairer Handel tatsächlich zum Vorteil aller gestaltet werden? Welche Akteure sind gefragt? Auf EU-Ebene hat man sich zu einem Lieferkettengesetz durchgerungen, laut dem Unternehmen Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt einhalten müssen. Von zivilgesellschaftlichen Organisationen lange gefordert, wird es einerseits zwar begrüßt, steht andererseits auch in der Kritik. Was kann das Lieferkettengesetz tatsächlich bewirken? Wie realistisch ist eine Umsetzung?Zu den Organisationen, die sich für ein EU-Lieferkettengesetz eingesetzt haben, gehört Südwind. Geschäftsführer Konrad Rehling hat sich außerdem im Rahmen von internationalen Kampagnen mit Sozial- und Umweltstandards im Handel mit tropischen Früchten sowie in der Elektronikbranche beschäftigt. Gemeinsam mit dem Ökonomen Bernhard Tröster ist er zu Gast in der Sendung bei Marina Wetzlmaier. Bernhard Tröster forscht u.a. zu internationalem Handel und Wertschöpfungsketten. Er betont, dass der Begriff „fairer Handel“ von verschiedenen Akteuren unterschiedlich interpretiert wird.Hörerinnen und Hörer sind, wie immer, herzlich eingeladen mitzudiskutieren. Telefonisch (kostenfrei aus ganz Österreich) unter 0800 22 69 79 oder via E-Mail an punkteins(at)orf.at

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