Punkt eins Amoore! Moor for future! Gimme Moor!

Mo, 27.05.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Eine Sensation im Kongobecken und warum Moore weltweit geschützt werden müssen. Gäste: Univ.-Prof. Dipl.-Geogr. Dr. Stephan Glatzel, Leiter der Arbeitsgruppe Geoökologie am Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien & Dr. Enno Schefuß, Molekulare Paleoklimatologie, MARUM – Zen­trum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Dass es auf der Erde noch „weiße Flecken“ gibt, mag an sich erstaunen, doch was Forschende vor zehn Jahren im Kongobecken entdeckten, ist eine Sensation: das größte tropische Torfmoor der Erde. Das Moor im Cuvette Centrale, abgeschieden und versteckt unter Regenwäldern, ist als riesiger Kohlenstoffspeicher von zentraler Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht der Erde – und von Abholzung, Ölbohrungen und trockeneren Klimabedingungen bedroht. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Torf im tropischen Kongobecken nahe am Kipppunkt von einer Kohlenstoff-Senke zu einer Quelle ist“, resümiert Dr. Enno Schefuß vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen seine langjährigen Forschungen im Kongobecken. Wenn Moore austrockenen oder entwässert werden, können sie große Mengen an Treibhausgasen abgeben. Enno Schefuß untersucht die Bedeutung des Tropenmoors für den globalen Kohlenstoffkreislauf und wie das Ökosystem auf Klimaveränderungen reagiert. Die Ergebnisse machen auch Hoffnung: „Bei günstiger Entwicklung kann sich das Moor wieder erholen." Um die heimischen Moore ist es indessen schlechter bestellt: ein Großteil der Gebiete ist bereits entwässert, die Verbliebenen in kritischem Zustand. Europaweit sind rund 80 Prozent der geschützten natürlichen Lebensräume geschädigt – doch das EU- Renaturierungsgesetz, das die Mitgliedsstaaten verpflichtet, zerstörte Natur wiederherzustellen, beispielsweise Moore wieder zu reaktivieren, findet nach wie vor keine Zustimmung."Moore werden in jeder Hinsicht unterschätzt“, sagt der Geoökologie Univ. Prof. Dr. Stephan Glatzel von der Universität Wien, „dabei erbringen sie eine Fülle zentraler Ökosystemdienstleistungen: Moore sind essenzielle Kohlenstoffspeicher – kein Ökosystem der Welt speichert mehr Kohlendioxid – eine Art Kläranlage, Hochwasserschutz und Dürreversicherung ein einem.“ Und in puncto „Sumpf“ hat Österreich tatsächlich mit einer Sensation aufzuwarten: In keinem anderen Land gibt es derart viele verschiedene Moortypen wie in unserem, liest man im Mooratlas 2023. Stephan Glatzel hat hunderte heimische Moore erforscht und ist auch am größten Moorprojekt Österreichs beteiligt, das im Jänner 2024 gestartet wurde: „LIFE AMooRe – Austrian Moor Restoration“. Stephan Glatzel, Leiter der Arbeitsgruppe Geoökologie am Institut für Geographie und Regionalforschung, erhofft sich viel: „Im Rahmen von AMooRe wird erstmals in einer großen Anzahl von Mooren in Österreich ein einheitliches Monitoring etabliert und wir gewinnen wertvollste Erfahrungen über standortangepasste Techniken zur Revitalisierung der Moore und der Erfolge dieser Maßnahmen."Was unterscheidet Moor und Sumpf, tropische und heimische Feuchtgebiete, wie entstehen diese Ökosysteme und was kennzeichnet sie? Welche Rolle spielt das größte tropische Moor im Kongo für das Weltklima, wie nahe steht es am Kipppunkt und wie kann man es schützen? Was brauchen die heimischen Moore, wann gelingt eine "Wiedervernässung“ und wie kann man sich die Arbeit eines Moorforschers vorstellen? Enno Schefuß und Stephan Glatzel sind Gäste bei Barbara Zeithammer in Punkt eins und wie immer sind unsere Hörerinnen und Hörer herzlich eingeladen, sich mit Fragen und Gedanken an der Sendung zu beteiligen: jederzeit schriftlich an punkteins(at)orf.at oder telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79

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