Radiokolleg Der österreichische Journalismus im Dritten Reich (1)

Mo, 17.06.  |  9:30-9:45  |  Ö1
Einmarsch und Übernahme des Mediensystems

Vertrieben aus rassistischen Gründen, verfolgt aufgrund der politischen Einstellung, überwacht durch ein engmaschiges Kontrollsystem – die Nationalsozialisten setzten rigorose Maßnahmen, um den österreichischen Journalismus und seine Akteure zu steuern und zu verhindern. Maßnahmen, die Journalisten zu Marionetten des Regimes machten. Am 13. März 1938 marschierten die Nationalsozialisten in Österreich ein. Bereits zuvor wurden die Medien durch die Austrofaschisten weitestgehend kontrolliert. Die Nationalsozialisten mussten daher nur mehr „Feinjustierung“ betreiben, sagt etwa Christian Oggolder von der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Nach dem Anschluss wurden zahlreiche Journalisten verhaftet oder entlassen. Viele Zeitungen wurden von den Nationalsozialisten übernommen oder ganz eingestellt. Medien wurden von Stunde 0 an als Propagandainstrument genutzt, etwa für die Volksabstimmung am 10. April 1938, wo Adolf Hitler den Anschluss Österreichs durch ein Votum legitimieren wollte. Im Juni 1938 führte das Regime schließlich das Schriftleitergesetz ein – ein tiefer Einschnitt in das österreichische Mediensystem. Journalisten mussten sich ab diesem Zeitpunkt registrieren und die Nationalsozialisten prüften bei jedem einzelnen Fall die „arische“ Abstammung und die politische Zuverlässigkeit durch zwei Gutachten. Um auch den Inhalt der Zeitungen diktieren zu können, veranstaltete das Regime regelmäßige Pressekonferenzen für ausgewählte Journalisten. Dort wurden Presseanweisungen ausgegeben, die den Journalisten strikte Vorgaben machten, was sie zu schreiben hatten.

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