Radiokolleg Der österreichische Journalismus im Dritten Reich (4)

Do, 20.06.  |  9:30-9:45  |  Ö1
Wiederaufbau eines zertrümmerten Mediensystems

Sieben Jahre nationalsozialistisches Regime gingen am österreichischen Mediensystem nicht spurlos vorüber: Mit Kriegsende gab es kaum noch Zeitungen. Erst im Sommer 1945 bildeten sich erste neue Publikationen, die allerdings allesamt von den Alliierten kontrolliert wurden. Die Besatzungsmächte selbst brachten jeweils ihre eigenen Zeitungen heraus. Mit der sozialdemokratischen „Arbeiterzeitung“, der kommunistischen „Volksstimme“ oder dem konservativen „Kleinen Volksblatt“ begannen, in den ersten Monaten nach dem Kriegsende, auch die Parteien erste Blätter zu publizieren. Doch zu Beginn mangelte es an Journalisten, da sich viele entweder im Exil befanden oder während des Krieges ermordet wurden. Zugleich begann die Suche nach jenen Medienschaffenden, die unter den Nationalsozialisten weiterhin tätig gewesen waren. Der Entnazifizierungsprozess im Journalismus verlief in Österreich jedoch schleppend. Bis 1985 gab es „keine einzige Publikation, wo jemand versucht, einigermaßen offen über seine Erfahrungen während der NS-Herrschaft als Journalist zu schreiben“, sagt etwa der Medienhistoriker Fritz Hausjell.

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