Apropos Klassik Der größte orchestrale Luxus
Sa, 23.11. | 15:05-16:57 | Ö1
Heute undenkbar: dass ein renommiertes Symphonieorchester mehr als vier Jahrzehnte hindurch von ein- und demselben Chefdirigenten geleitet wird. Es war der vor 125 Jahren in Budapest geborene, nach seiner Auswanderung in die USA Anfang der 1920er vom Geigen- zum Dirigentenpult avancierte Eugene Ormandy, dem solches gelang. Ormandys Ära von 1938 bis 1980 steht singulär in der Geschichte des Philadelphia Orchestra, und im Team erspielte man sich den Ruf höchsten, schier luxuriösen instrumentalen Niveaus im Verein mit musikalischer Untadeligkeit. Der spezielle „Philadelphia sound“ wurde bereits Ormandys Vorgänger bei diesem Klangkörper, dem mit genialischer Selbstinszenierung punktenden Leopold Stokowski nachgerühmt. Umso imponierender, dass mit Eugene Ormandy ein in seinen Pultmanieren vergleichsweise nüchterner Arbeiter nicht nur eine weitere Niveausteigerung, sondern auch eine ins Kolossale wachsende Breitenwirkung erzielen konnte. Ormandy und das Philadelphia Orchestra, das bedeutete spätestens ab der Einführung der Langspielplatte eine „trademark“, wie sie (mit gänzlich anderen Mitteln und anderer Stoßrichtung) erst wieder Leonard Bernstein und die New Yorker Philharmoniker schufen. Jean Sibelius und Sergej Rachmaninow schätzten Ormandy hoch, amerikanische und internationale zeitgenössische Musik gehörten zum „täglichen Brot“ des Dirigenten und seines Orchesters, seine Erfüllung aber fand der auf klangliche Integration ausgerichtete „Philadelphia sound“ bei Musik der Romantik. Eugene Ormandy und „the Philadelphians“ – ein Epochenphänomen!
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