Spielräume Die Geheimtipps des heimischen Pop

Mo, 09.12.  |  17:30-17:55  |  Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Rainer Elstner. Vielfalt und strukturelle Herausforderungen

Oberflächlich betrachtet scheint es prächtig zu laufen: Auf Festivals wie dem Wiener Popfest reiht sich Talent an Talent, Sendungen wie der FM4-Soundpark und die Ö1-Spielräume heben immer neue musikalische Schätze aus nicht zu versiegen scheinenden musikalischen Quellen des Alpenlandes. Trotz alledem gibt es hochqualitative Musik aus Österreich, die „unter jedwedem Radar“ fliegt, wie es der Musikmanager Hannes Tschürtz am 2. Dezember 2024 in einem Facebook-Posting ausdrückt. Er hat deshalb soeben wieder eine Playlist mit den „Best Kept Secrets 2024“ veröffentlicht (Link siehe unten).Tschürtz spricht mit dieser Musikliste ein grundsätzliches Problem der vom Streaming dominierten Verwertungskette an: „Die versammelten Tracks haben alle weniger als 100 Euro mit ihren Streams eingespielt“, so schreibt er. Mit physischen Tonträgern war es einfacher, auch mit kleineren Auflagen Geld zu verdienen, um die Zeit für Komponieren, Einspielen, Proben, Üben und was alles noch dazu gehört, vergütet zu bekommen. Tschürtz’ allgemeiner Befund zur wirtschaftlichen Lage der Szene ist ernüchternd: „Die lokale Musikwirtschaft, seit jeher ein fragiles Gebilde, bröckelt und bricht schrittweise in sich zusammen“, konstatiert er im genannten Posting. Der erfolgreiche Manager und Labelgründer war maßgeblich am Erfolg von Bands wie Bilderbuch, My Ugly Clementine und Wanda beteiligt. Heute sitzt er im Vorstand des Branchenverbandes IFPI und hat jüngst das Buch „Unnützes Musikwissen – Geschichten und Anekdoten aus der Welt der Popmusik“ im Eigenverlag herausgebracht.Tschürtz spricht auch die „bröckelnde Medienlandschaft“ an: „FM4 droht ausgetrocknet zu werden, die Flächen für echten Journalismus und Kultur im Besonderen werden rarer und rarer. Algorithmen, die neuen Könige der Medienarbeit, arbeiten streng nach Zahlenwerk und das begünstigt einen kleinen Markt in einem großen Sprachraum nicht gerade. Österreich kommt zusehends unter die Räder."Tschürtz setzt seinen Kommentar bewusst zu einer Zeit der Weichenstellungen: In den derzeit laufenden Regierungsverhandlungen werden in Untergruppen die Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre bestimmt. Ganz konkret fordert Tschürtz die "Umsetzung einer Musikstandortstrategie“. Der Österreichische Musikrat hat im November eine Roadmap für eine solche Standortstrategie vorgelegt. Zu ihr gehöre „zuallererst auch ein klares Bekenntnis zu starken, qualitativ arbeitenden Medien, die abzubilden imstande sind, was der freie Markt alleine (noch) nicht schafft“, schreibt Tschürtz.Wir nehmen das Posting von Hannes Tschürtz zum Anlass, Anregungen aus seiner Playlist der gut gehüteten Geheimnisse aufzugreifen. Und wir hören uns auch durch ein „Best-of“ seines ehemaligen Arbeitgebers: Tschürtz hat seine Karriere bei der Musik-PR-Firma monkey von Walter Gröbchen begonnen. Auf dem Label monkey music gibt Gröbchen jedes Jahr seine persönliche Jahresbestenliste heraus, in Gestalt eines Samplers unter dem Motto „Wien Musik 2024“.

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