Begrabt mich und erhebt Euch! Der ukrainische Nationaldicher Taras Schewtschenko / Von Lorenz Hoffmann, Lars Meyer

Mo, 24.02.  |  20:00-21:00  |  MDR Figaro
Stereo 
"Kaum, dass bei uns Ukrainern irgendetwas Bahnbrechendes passiert, tauchen Schewtschenko-Zitate auf. So war es während aller Revolutionen, so ist es auch heute." Das schreibt Serhij Zhadan am 9. März 2022, dem Geburtstag des Nationaldichters, in sein Charkiwer Kriegstagebuch. In keinem Land der Welt wird ein Dichter so verehrt wie Taras Schewtschenko in der Ukraine. Das liegt auch an seinem dramatischen Lebensweg. 1814 als Leibeigener in der Zentralukraine geboren, erlebt er als 24-Jähriger das Wunder der Befreiung, dank seines Talentes als Maler. In Sankt Petersburg führt er das Leben eines Bohemiens, wird mit seiner auf Ukrainisch verfassten Gedichtsammlung "Der Kobsar" im ganzen Zarenreich bekannt. Er versteht es, die ukrainische Volkskultur in seine poetische Sprache zu übertragen. Doch der russische Geheimdienst wittert in dem freiheitsliebenden Dichter, der die Zarin verspottet, eine Gefahr und lässt ihn verhaften. Es folgen zehn Jahre Verbannung im Ural und am Kaspischen Meer. Nach seinem Tod 1861 wird der Kult-Dichter auf verschiedene Weise politisch vereinnahmt. Die frühe Nationalbewegung beruft sich auf ihn, in der Sowjetunion wird er zum Revolutionär, in der unabhängigen Ukraine zum "Vater der Nation". Heute sieht man ihn in Memes auf Social Media mit Maschinengewehr bewaffnet die russischen Angreifer verjagen.

Lorenz Hoffmann, Jahrgang 1974, ist in Salzwedel in der Altmark aufgewachsen. Er studierte Germanistik und Ostslawistik in Leipzig. Seit 2001 arbeitet er als Kulturpublizist, Feature- und Ho¨rspielautor und Übersetzer für den Rundfunk der ARD, Hörbuch- und Buchverlage. Zuletzt entstanden: die Ho¨rspielserie "Lutherland" (MDR 2017), das Feature "1984 - Ein Buch und seine Folgen" (MDR und RBB 2019), die "Lange Nacht über Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht", die "Lange Nacht über Theodor Fontane" (jeweils mit Hartmut Schade und Tobias Barth, DLF 2019), das Feature "In Lypowez - Ein ukrainisches Städtchen" (MDR 2020, mit Lars Meyer) und die "Lange Nacht über Zeugen des Holocaust" (DLF 2022, mit Lars Meyer) sowie das Feature "Einhunderzweiundneunzig Tage" über das Sterben seiner Eltern.

Lars Meyer arbeitet für Radio, Print und Online. Schreibt seit mehr als 15 Jahren Filmkritiken, arbeitet für Zeit Online und verschiedene ARD-Stationen. Sein Zuhause hat er im langen Format gefunden und dabei insbesondere im Radiofeature. 2021 schrieb er für MDR KULTUR das Feature "Das Jahr der Zauberflöte".

Regie: Tobias Barth
Produktion: Deutschlandradio

Mitwirkende:
Marina Frenk
Hans Henrik Wöhler
Viktoria
Nils Andre Bartling
Corinna Waldbauer

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