Sound Art: Kunst zum Hören Nachwuchsförderung von Autorinnen und Autoren
Do, 08.05. | 23:03-0:00 | Ö1
Im Schauspielhaus Wien arbeiteten fünf Autor:innen über ein halbes Jahr lang an ihren Textentwürfen. Mentoriert von der Belgrader Autorin Tanja Sljivar hatten sie in intensiven Textbesprechungen die Möglichkeit, an ihren Texten zu feilen und sie in einer öffentlichen Werkstattlesung zu erproben. Den Hans-Gratzer-Preis mit der dazugehörigen Uraufführung in der kommenden Saison am Schauspielhaus Wien konnte Miriam Unterthiner mit Mundtot für sich entscheiden. Ausschnitte aus ihren Texten wurden von Regiestudierenden des Max-Reinhardt Seminars zu Kurzhörspielen gestaltet, die nun in Ö1 Soundart: Kunst zum Hören ausgestrahlt werden.(hab doch bitte keine) ANGST! von Arad DabiriZwei junge Menschen werden zur selben Zeit in einem Krankenhaus in Wien geboren. Beide wachsen im selben Haus auf, und obwohl ihre täglichen Erfahrungen unterschiedlicher nicht sein können, teilen sie eine Freundschaft und ein Gefühl: eine unbestimmte Angst, die ihnen von Beginn an im Nacken sitzt. Bis an einem Abend alles eskaliert.Mit: Diyar Agit , Jasmin WeißmannEinrichtung: Vincent BuscheTongestaltung: David LippBABYGIRL – Geschichten ohne Happy End von Carlotta HuysBabygirl ist kein glückliches Baby – so wie ihre Mutter keine glückliche Mutter ist. Babygirl bleibt kein fatshaming, kein gender pay gap, keine toxische Beziehung, kein mansplaining und auch keine Form von sexualisierter Gewalt erspart. Von Geburt an beschreibt Carlotta Huys ein auf allen Ebenen von Sexismus geprägtes Leben – und kontert mit sprachlicher Widerspenstigkeit.Mit: Lara Horvath, Tara Michelsen, Klaudia SobotaEinrichtung: Anja JemcTongestaltung: David Lippim vorbeigehen / u prolazu von Màteja Kardelis PUBLIKUMSPREISim vorbeigehen / u prolazu beschreibt eine Situation zwischen Abreise und Ankommen, am Flughafen und auf der Autobahn. Es ist ein Übergleiten von dem einen in das andere Zuhause. Auf der Fahrt trifft der Ich-Erzähler auf seine engsten Familienmitglieder – seinen Vater, seine Mutter, seinen kleinen Bruder. Das Auto wird zu einer Zeitkapsel, die in die Erinnerung fährt. Màteja Kardelis beschreibt eine Reise zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die nationale Grenzen quert.Mit: Marko Kerezovic, Felix Caspar Künzli, Tara Michelsen, Flo Sohn, Maximilian ThienenEinrichtung: Jakob WernischTongestaltung: David LippDie benannten Plätze von Leo SkvererIn Die benannten Plätze beschreiten die Figuren permanent Zwischenräume: Es sind erzählungen aus der Perspektive von Menschen, die in einem anderen System geboren wurden als jenem, in dem sie jetzt leben. Eine Sprache, die nicht nur aus einem Mund kommt, sondern aus mehreren. Ein Protagonist trifft auf einen sich auflösenden Chor, eine Frau tritt aus ihm heraus. Es entstehen poetische Bilder, die auf eine zerrissene Realität verweisen, die nur in Fragmenten sichtbar werden kann.Mit: Felix Caspar Künzli, Antonie Lawrenz, Klaudia Sobota, Jan Henri Müller, Lukas SchöpplEinrichtung: Lukas SchöpplTongestaltung: David LippMundtot von Miriam UnterthinerHANS-GRATZER-PREIS 2025Die Leistungsportlerinnen in Mundtot stehen unter Beobachtung: Durch übergriffige TrainEr, die sie anspornen und erniedrigen, den sexualisierenden Blick der Öffentlichkeit und durch sich selbst im gegenseitigen Konkurrenzdruck. Auf und neben dem Spielfeld diszipliniert, drängen ihre Körper darauf, aus der Uniformität auszubrechen. Gleichzeitig ist der Text ein Versuch, eine Sprache wiederzugewinnen, die einem genommen wurde, ein Aufruf, Missstände nicht nur alleine, sondern Kollektiv zur Sprache zu bringen.Mit: Lara Horvath, Florentine KrafftMitte Februar wurden die Stückentwürfe der fünf diesjährigen Hans-Gratzer-Stipendiat:innen auf der Bühne des Schauspielhauses Wien präsentiert.Studierende der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) und des Max-Reinhardt-Seminars sowie SpielerInnen aus dem Schauspielhaus-Ensemble lasen Ausschnitte aus den Texten. Die Fachjury, bestehend aus der Lektorin Ruth Feindel, dem Dramatiker Amir Gudarzi, der Dramaturgin und Regisseurin Asli Kislal und Schauspielhaus-Ensemblemitglied Sophia Löffler entschied sich für den Stückentwurf Mundtot. von Miriam Unterthiner. Mit dem Preis einher geht ein Stückauftrag in der Höhe von 8.000 Euro – samt Uraufführung in der Saison 2025/26.Die Jury Begründung: "Die Opfer der Gewalt, die in dem Text angesprochen wird, mögen „mundtot" sein: Die Autorin ist es nicht. Miriam Unterthiners Sprache geht sofort in die Körper und macht die Bühne zu einem Spielfeld – oder Schlachtfeld. Der Drill, dem die jugendlichen Handballerinnen ausgesetzt sind, überträgt sich auch auf das Publikum. Es formiert sich ein kollektives Ich aus mehreren Stimmen, eine Frau-schaft, die sich solidarisch gegen den TrainER wendet. Hier ist eine Autorin am Werk, die auf die Bühne drängt, das Theater kennt und mit seinen Mitteln versiert spielen kann.“
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