Punkt eins BRICS: Macht, Währung, Weltordnung?

Mo, 07.07.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Was beim BRICS-plus-Gipfel in Rio de Janeiro verhandelt wird. Gast: Mario Holzner, Direktor des Wieners Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Das Bündnis der BRICS-Staaten wurde als Gegengewicht zur G7 gegründet: Wachstumsstarke Schwellenländer, die eine inklusivere Weltordnung anstreben. Seit 2009 treffen sich die BRICS-Staaten jährlich zu einem Gipfel, um gemeinsame geopolitische und geoökonomische Strategien zu entwickeln – 2025 findet das Gipfeltreffen am 6. und 7. Juli in Rio de Janeiro statt. 2006 von Brasilien, Russland, Indien und China gegründet und 2010 um Südafrika erweitert, umfasst die Vereinigung als BRICS-plus mittlerweile elf Staaten (Saudi Arabien, Iran, Ägypten, Äthiopien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indonesien) und vertritt damit rund 3,9 Milliarden Menschen. Eine strategische Erweiterung, von der sich vor allem Chinas Staatschef Xi Jinping neue machtpolitische Möglichkeiten erwarten dürfte, die globale Vormachtstellung der USA zu brechen. Die Neumitglieder Saudi-Arabien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate sind wichtige Öl- und Gasproduzenten, Ägypten und Äthiopien bevölkerungsreiche Schlüsselplayer in Afrika, gleiches gilt für Indonesien in Südostasien. Alle diese Mittelmächte hätten ein gemeinsames Interesse, sagt Mario Holzner, Direktor des Wieners Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche: Sie wollen, wie es der Politologe Ivan Krastev formulierte, am Tisch sitzen und nicht auf der Speisekarte stehen.Die BRICS-plus-Vereinigung will Möglichkeiten finden, das von den USA dominierte internationale Wirtschafts- und Finanzsystem zu umgehen, die politische und ökonomische Abhängigkeit vom Westen zu reduzieren und so etwaige Wirtschaftssanktionen weniger bedrohlich zu machen. Zu den Strategien, die seit längerem verhandelt werden, zählt eine neue gemeinsame Währung, die den US-Dollar als globale Leitwährung ablösen soll.Dass es gelingt, diese Vorhaben in die Tat umzusetzen, bezweifeln jedoch viele. Die BRICS-plus-Gruppe sei zu heterogen, einige Mitglieder, wie der Iran und Saudi-Arabien, verbinde eine innige Feindschaft und der Führungsanspruch Chinas innerhalb der Gruppe erschwere ein Verhandeln auf Augenhöhe, erläutert Mario Holzner. Der Ökonom bezweifelt, dass den BRICS-Staaten eine ökonomische Neuordnung der Welt gelingen kann. Doch die BRICS-plus-Gruppe könne den Westen gehörig unter Druck setzen, wenn es um Fragen der Rohstoffversorgung geht.Am BRICS-Gipfel in Rio de Janeiro wird der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping erstmals nicht teilnehmen. Gleiches gilt für den russischen Präsidenten Vladimir Putin. Was bedeutet das für die politische Schlagkraft der BRICS-plus-Gruppe? Welche Vorhaben stehen auf der Agenda der Vereinigung? Wie können diese Staaten gemeinsam zur Rohstoff-Supermacht werden? Und kann es bei diesem Gipfel gelingen, die lange angedachte gemeinsame Währung auf den Weg zu bringen? Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit dem Ökonomen Mario Holzner. Und mit Ihnen: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 kostenfrei aus ganz Österreich und live während der Sendung oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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