phoenix persönlich Jörg Thadeusz im Gespräch mit Katja Lange-Müller, Schriftstellerin

Sa, 21.09.  |  0:00-0:30  |  Phoenix
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In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Jörg Thadeusz mit der Schriftstellerin Katja Lange-Müller über ihre Sozialisation in der DDR, Humor als Notwehr und Unterschiede von Ost und West.

In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Jörg Thadeusz mit der Schriftstellerin Katja Lange-Müller über ihre Sozialisation in der DDR, Humor als Notwehr und Unterschiede von Ost und West.

„In der DDR gab es Verbote, in der Bundesrepublik gibt es Empfehlungen. Aber es gibt verdammt viele Empfehlungen. Diese Empfehlungen sind zum Teil auch sehr ernst gemeint. Also, der Mensch ist in seinen Freiheiten schon ein bisschen gegängelt, wenngleich nicht eingeschränkt“, sagt die Schriftstellerin Katja Lange-Müller, die in Ost-Berlin geboren wurde und die DDR 1984 verlassen hat, mit Blick darauf, dass einige Menschen eine eingeschränkte Meinungsfreiheit beklagen. Lange-Müller weiter: „Also, in der Bundesrepublik kommt man nicht ins Gefängnis, wenn man rummault und sich lustig macht über irgendwelche Politiker. Aber man wird natürlich in irgendeine Ecke gestellt, wenn man sich über die falschen Politiker lustig macht oder deren Politik kritisiert.“

Katja Lange-Müller, die für ihre Werke u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, den Alfred-Döblin-Preis und den Kleist-Preis ausgezeichnet wurde, wuchs als Tochter der SED-Politikerin Inge Lange in der DDR auf. Als Jugendliche wurde sie wegen „unsozialistischen Verhaltens“ der Schule verwiesen.

Dass man sich in der DDR in einigen Milieus geborgen fühlen konnte, hält Lange-Müller für eine „Legende.“ „Ich habe mich in der DDR nicht besonders geborgen gefühlt“, erklärt die Schriftstellerin. „Ich fühlte mich strapaziert. Ich war einerseits die Bonzentochter, also eher wurde ich Bonzentochter genannt als Funktionärstochter, und andererseits war ich natürlich diese Figur, die mehrfach gescheitert war und die also ihr Dasein als Hilfspflegerin fristete.“

Über den Humor, der viele ihrer Bücher auszeichnet, sagt Lange-Müller: „Ich denke, dass Humor eigentlich auch so eine Art Notwehr ist. Also, wenn ein kleiner Dünner von einem großen Dicken Prügel angeboten bekommt, hat er eigentlich nur eine Chance, der Prügel zu entgehen, er muss den großen Dicken zum Lachen bringen, dann haut der ihn nicht mehr.“ Mit Humor oder Komik könne man sich viele Sachen „vom Leibe halten oder sie zumindest auf Distanz bringen“, so Lange-Müller: „Und natürlich bin ich auch eine gebürtige Berlinerin und irgendwie gehört das dazu. Also, diese Art von Witz habe ich schon verinnerlicht.“

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