artour Das Kulturmagazin des MDR
Do, 14.11. | 22:10-22:40 | MDR
* Geht der Deutsche Theaterpreis „Faust“ ins Vogtland?
* Ist der Mensch von Natur aus friedlicher, als man bisher glaubte?
* Die neue Protestkultur und der Kampf um die Zukunft
* Alexej Nawalnys Vermächtnis: Autobiografie „Patriot"
* Kulturkalender
Die Themen:
* Geht der Deutsche Theaterpreis „Faust“ ins Vogtland?
Wenn am 16. November in Gera der diesjährige Deutsche Theaterpreis „Der Faust“ verliehen wird, liegt eine Sensation in der Luft. Der Preis für die beste Schauspielinszenierung des Jahres, den oft genug die großen Theater in Berlin, Hamburg oder München unter sich ausmachen, könnte an eine „Antigone“-Inszenierung des Theaters Plauen-Zwickau gehen. Bereits die Nominierung wird im Vogtland als „Ritterschlag“ betrachtet, so Intendant Dirk Löschner.
artour über die nominierte Inszenierung und ihre Regisseurin Joanna Lewicka, von der die Fachzeitschrift „Theater der Zeit“ schreibt, „sie schafft Momente, die einem den Atem stocken lassen.“
(Autor: Matthias Schmidt)
* Ist der Mensch von Natur aus friedlicher, als man bisher glaubte?
Das kleine Städtchen Lützen bei Leipzig ist in Schweden viel bekannter als in Deutschland. Denn hier fiel in der Schlacht bei Lützen am 6./16.11.1632 der schwedische König Gustav II. Adolf, einer der mächtigsten Herrscher in der Geschichte Skandinaviens. Was machte er in Lützen? Er hatte sich in den Dreißigjährigen Krieg eingemischt, und man darf zweifeln, dass es ihm dabei nur um den Protestantismus gegangen war.
Die Gedenkstätte in Lützen hat jetzt einen Neubau bekommen, in dem ein eindringliches Anti-Kriegsbild inszeniert wird: Auf einem nahegelegenen Feld waren dichtgedrängt die Überreste von 47 Soldaten gefunden worden, wie sie von den Bauern der Umgebung in das provisorische Grab geworfen worden waren.
Auf dieses Grab mit den freigelegten Skeletten, jetzt Anti-Kriegsdenkmal in Lützen, beziehen sich auch die drei Autoren des Buches „Evolution der Gewalt“. Der Landesarchäologe Sachsen-Anhalts, Harald Meller, der Anthropologe Carel van Schalk und der Historiker Kai Michel treten darin den Beweis an, dass der „Mensch“ als solcher - entgegen vieler wirkmächtiger Theorie - gerade nicht das aggressive und in Kriegen tötende Tier ist. Kriege sind nicht die Natur des Menschen, sondern Kultur, so die Hauptthese ihres Buches, und entstanden erst mit der Sesshaftigkeit des Menschen. Die mehr als 10.000 Jahre seitdem sind doch nur ein Prozent in der langen Evolution der Spezies, die also 99 Prozent ihrer - genetischen, anthropologischen - Entwicklung keine Kriege führte.
(Autor: Meinhard Michael)
* Die neue Protestkultur und der Kampf um die Zukunft
So viel Protest wie in den letzten Jahren war weltweit nie. Klima- und Bauernproteste in Deutschland, Kopftuchproteste im Iran, Regenschirmproteste in Hongkong, Brotproteste im Sudan. Die Gelbwesten in Frankreich, die Gegner des Putin-Regimes in Russland, die Unterstützer des Bolsonaro-Regimes in Brasilien. In Spanien protestieren Einwohner mit Wasserpistolen gegen den Massentourismus, in China prangern Bürger mit leeren weißen Blättern die Coronapolitik des Landes an. Dank sozialer Medien vernetzen sich die Protestierenden schneller und effizienter, als die Polizei erlaubt. Und die Welt erfährt von ihnen, selbst wenn die klassischen Medien nicht berichten.
Neue Techniken und alte Traditionen untersucht jetzt der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq in seinem Buch „Die neue Protestkultur. Besetzen, kleben, streiken: Der Kampf um die Zukunft“. Warum protestieren heute so viele Menschen, was wollen sie damit erreichen, und woran scheitern sie möglichweise? Sind Proteste Zeichen einer funktionierenden Demokratie oder Symptome ihres Scheiterns? Was bewirken Proteste, wo sind die Grenzen des Protests? Wir haben Tareq Sydiq in Berlin getroffen.
(Autor: Rayk Wieland)
* Alexej Nawalnys Vermächtnis: Autobiografie „Patriot"
„Mir war von Anfang an bewusst, dass ich lebenslang im Gefängnis sitzen werde – entweder für den Rest meines Lebens oder bis zum Lebensende dieses Regimes.“ Das schreibt Alexej Nawalny im Epilog seiner Autobiografie, die „Patriot“ heißt. Wenige Wochen später ist er tot. Vergiftet nach Erkenntnissen des russischsprachigen Online-Mediums „The Insider“, das Hunderte offizieller Behörden
Moderation: Yara Hoffmann
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