Tatort: Fünf Minuten Himmel Spielfilm Deutschland 2016
Di, 04.02. | 20:15-21:45 | BR
2016
Sofort wird sie zu ihrem ersten Fall gerufen. Ein Mitarbeiter des Jobcenters liegt tot an seinem Schreibtisch. Scheinbar ein Selbstmord. Schnell bestätigt sich aber das Gespür der neuen Hauptkommissarin, dass sich mehr hinter dem Fall verbirgt als die persönliche Kapitulation vor beruflichem Druck. Die Ermittlungen führen sie in die Immobilienbranche und auch zu ihrer Tochter Niina.
An der Rechtssteuerung des Autos ist es noch zu erkennen: Ellen Berlinger (Heike Makatsch), neuerdings Hauptkommissarin in Freiburg, hat die letzten Jahre in England verbracht. Jetzt ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt - hat es aber noch nicht über sich gebracht, den abgebrochenen Kontakt zu ihrer Mutter wieder aufzunehmen. Weil Ellen Berlinger schon an ihrem ersten Arbeitstag zu einem Einsatz eilen muss, bleibt keine Zeit für Einarbeitung oder ausführliches Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen. Ihr scheint das gerade recht zu sein. Es genügt ihr, wenn sie ihren neuen Chef Volker Gaus (Holger Kunkel), den Kollegen Henrik Koch (Max Thommes) oder Kriminaltechniker Frank Hensel bei der konkreten Arbeit kennenlernt. Smalltalk ist Ellens Sache nicht. Wobei das Team ohnehin erst mal das Erstaunen über die Schwangerschaft der neuen Kollegin verarbeiten muss.
Der Fall führt Ellen Berlinger in die Leistungsabteilung des Jobcenters. Dort wurde am frühen Morgen Mitarbeiter Holger Kunath an seinem Schreibtisch gefunden, stranguliert mit einem Kabelbinder. Der Monitor seines Computers zeigt einen Abschiedsbrief, aber ist der glaubhaft? Ellen Berlinger zweifelt.
Die Arbeit im Jobcenter ist nichts für sensible Gemüter, nicht selten sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Aggressionen oder Drohungen ihrer Kundinnen und Kunden ausgesetzt. Bei Holger Kunath bezogen die sich vor allem auf Wohnungsfragen. Aufwendige Sanierungen von Innenstadtquartieren und die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum verdrängen auch in Freiburg die bisherigen Mieterinnen und Mieter und dazu gehören viele Jobcenter-Kunden. Dieses Schicksal droht auch Cornelia Mai, die mit ihrer 16-jährigen Tochter Melinda im Jobcenter auftaucht. Frau Mai könnte wütend auf Holger Kunath sein, denn die Zahlung ihrer Miete lief über das Jobcenter. Ellen Berlinger fragt sich, warum Kunath das Geld nicht überwies, denn nun wird die Kündigung wirksam. Doch Frau Mai ist eher traurig als wütend, resigniert bunkert sie sich in ihrer Wohnung ein, daran kann auch Melinda nichts ändern.
Als Ellen Berlinger Kunaths Ehefrau Jutta aufsucht, erlebt sie dort eine fast spiegelbildliche Situation: Mit einer Eigentumswohnung in einem schicken Freiburger Vorzeigequartier hat Familie Kunath sich finanziell übernommen. Schon seit einer Weile wachsen die Schulden an. Statt zu trauern, müssen Frau Kunath und ihr Sohn Titus nun um ihre Wohnung bangen.
Die Teenager um Titus Kunath, Melinda Mai oder ihre Freunde lenken sich auf ihre eigene Weise von den Familienproblemen ab. Titus' Freundin Harriet steht auf das gerade mal wieder angesagte Ohnmachtsspiel, von den Jugendlichen passout game oder Biokiffen genannt, und genießt den kurzen, aufregenden Rausch durch Wegdrücken des Sauerstoffs im Hirn. Melinda macht keinen Hehl daraus, dass sie, anders als ihre Freundin Ruth, nichts von dem Spiel hält. Dafür interessiert sie sich für Titus, der wohl nicht allzu viel von seinem Vater hielt.
Tatsächlich erweist Holger Kunath sich als Mann mit unguten Geheimnissen. Er hatte ein Verhältnis mit mindestens einer seiner Kundinnen, und Ellen ist klar, dass jemand davon gewusst haben muss, denn es gibt ein Beweisfoto, auf dem allerdings nur Kunath selbst zu erkennen ist. Ellen und ihr Team schließen daraus, dass Kunath leicht unter Druck zu setzen war, was ihn für Menschen wie Bauinvestor Fest interessant machte. Der will das Gebäude, in dem die Mais noch wohnen, möglichst schnell entmieten und wendet dabei so subtile Methoden wie Amtsanmaßung und die Zerstörung von Rohren an. Bei Ellen dagegen versucht er sich einzuschmeicheln. Ohne Erfolg natürlich, auf Süßholzraspeln reagiert sie nicht.
Die kompromisslose Art könnte sie von ihrer Mutter geerbt haben. Denn als Ellen sich endlich entschließt, wieder auf Edelgard Berlinger zuzugehen, wird sie unmissverständlich zurückgewiesen. Edelgards Aversion gegen Ellen, die zur Polizei ging und die Betreuung ihrer Tochter der Großmutter überließ, scheint unverrückbar
Darsteller:
Heike Makatsch (Ellen Berlinger)
Rosmarie Röse (Melinda Mai)
Julika Jenkins (Cornelia Mai)
Jochanah Mahnke (Ruth Winterer)
Anna-Lena Klenke (Harriett Wiesler)
Max Thommes (Hendrik Koch)
Holger Kunkel (Volker Gaus)
Christian Kuchenbuch (Frank Hensel)
Angela Winkler (Edelgard Berlinger)
Emilia Bernsdorf (Niina Berlinger)
Oskar Bökelmann (Titus Kunath)
Pierre Siegenthaler (Rüdiger Fest)
André Benndorff (Kurani)
Robert Besta (Boris Miklos)
Jörg Pose (Armin Winterer)
Antje Westermann (Jutta Kunath)
Regie: Katrin Gebbe
Drehbuch: Thomas Wendrich
Kamera: Matthias Bolliger
Musikalische Leitung: Johannes Lehniger
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