Argentinien gestern, heute und morgen bis Mittwoch, 29. August 2018 auf arte! Das sind die Filme und Sendetermine!
Argentinien - ein Land, das bis vor wenigen Jahren von politischen Krisen und gesellschaftlichem Chaos bestimmt war. Eine lange Zeit der Angst und Unsicherheit, von der sich Land und Leute seit dem neuen wirtschaftlichen Aufschwung zwar allmählich erholen, die jedoch noch lange nicht aufgearbeitet ist. ARTE zeigt im August die Filme dreier argentinischer Regisseure, die genau das zum Thema machen.
Den Auftakt macht Juan José Campanellas oscargekrönter Thriller „In ihren Augen“ aus dem Jahr 2009, in dem der Regisseur eine Kriminalgeschichte aus den 70er Jahren mit einem beißenden Kommentar zu den unaufgearbeiteten Verbrechen der Militärdiktatur verschränkt. Erzählt wird die Geschichte aus der Gegenwart, aus der Perspektive des pensionierten Ermittlers Benjamin Esposito, der im Jahr 1974 den Mörder und Vergewaltiger einer jungen Frau überführte und dann zusehen musste, wie dieser in den Dienst des militärischen Geheimdienstes gestellt und frei gelassen wird. Auch 25 Jahre später plagen den Ermittler die Bilder der Tat und seine Machtlosigkeit danach, von denen er sich erst dann zu lösen beginnt, als er sie in einem Roman verarbeitet. Ein episches Drama und Sittengemälde Argentiniens, in dessen Zentrum die Frage nach Aufarbeitung der Junta-Jahre steht – viele Mörder von damals gingen straflos aus – die die argentinische Gesellschaft bis heute beschäftigt.
Weiter geht es mit Pablo Traperos „El Clan“ aus dem Jahr 2015, der ebenfalls zurück in Argentiniens Vergangenheit, nun aber in die Überganszeit von Militärdiktatur zu Demokratie führt. Im Gegensatz zu Campanellas Film beruht „El Clan“ allerdings auf einem realen Fall, der 1985 für große Schlagzeilen sorgte: der Fall des Puccio Clans. Eine vermeintlich völlig “normale“ Mittelstandfamilie, die sich ihren Wohlstand jahrelang mit der Erpressung und Ermordung Wohlhabender verdiente. Es ist die paradoxe Parallelität zwischen der harmlosen, perfekten Fassade und der brutalen, verbrecherischen Wirklichkeit, die Trapero hier zum Thema macht und damit einen differenzierten Kommentar zum moralischen wie wirtschaftlichen Niedergang des argentinischen Bürgertums formuliert.
Zum Abschluss des Programmschwerpunkts macht Damián Szifrón in seinem Film „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ aus dem Jahr 2014 darauf aufmerksam, dass sich die heutige Situation Argentiniens noch lange nicht zum Guten gewendet hat. In sechs abgeschlossenen Episoden treibt er seine Figuren bis an den Rand des für sie Erträglichen und lässt sie dann Vergeltung üben – ohne Rücksicht auf Verluste. Die Inszenierung greift in allen Teilen den Ablauf von Vergeltung und Erniedrigung, Gewalt und Gegengewalt auf und deutet damit das gegenwärtige Argentinien als gespaltenes Land an, in dem nach wie vor einige wenige Privilegierte dem großen Rest gegenüberstehen und Korruption und Willkür den Alltag bestimmen. Wie bereits bei den beiden vorherigen Filmen, handelt es sich auch hier um eine eindrückliche, subtile und unterhaltsame Form der Gesellschaftskritik.