Programmänderungen in memoriam Gert Voss am Sonntag: Die „matinee“ zeigt am 20. Juli ein Porträt. ORF III widmet sich dem Ausnahmekünstler.
Gert Voss ist am 13. Juli 2014 im Alter von 72 Jahren in Wien gestorben ist.
Gerd Voss mit Harald Schmidt
Gert Voss im Gespräch mit Harald Schmidt zeigt ORF 2 am Donnerstag, dem 17. Juli, um 23.55 Uhr mit „Scheitern, scheitern, besser scheitern ...“ (auch am Samstag, dem 19. Juli, um 9.35 Uhr in 3sat bzw. am Dienstag, dem 22. Juli, um 21.50 Uhr in einem ORF III spezial).
Harald Schmidt fährt nach Gardone zu André Heller und trifft dort Gert Voss zum Gespräch. Ein Zusammentreffen zweier Granden der Bühne, zum einen Voss, einer der bedeutendsten Schauspieler im deutschen Sprachraum, zum anderen Schmidt, einer der ganz großen TV-Unterhalter, glühender Voss-Fan und selbst ausgebildeter Schauspieler. Arrangiert wurde dieser Gedankenaustausch mit Anekdoten über George Tabori, Peter Zadek, Luc Bondy und Claus Peymann vom gemeinsamen Freund André Heller, der seinen Sitz am Gardasee, den „Giordano Botanico“, für die TV-Aufzeichnung zur Verfügung gestellt und gemeinsam mit Regisseur Lukas Sturm dieses Gespräch für den ORF gestaltet hat.
Matinee
Die matinee gedenkt des Ausnahmeschauspielers am Sonntag, dem 20. Juli, um 9.40 Uhr in ORF 2 mit dem Porträt „Gert Voss – Der Verwandlungskünstler“.
Am 10. Oktober 1941 in Schanghai geboren, war Gert Voss bereits als Kind vom Film fasziniert. Er wollte Zeichner bei Walt Disney werden, entschloss sich dann aber doch, Schauspielunterricht zu nehmen. Starke Charaktere, verführerische Schurkengestalten, Könige oder Mörder, mit jeder seiner Figuren versuchte Gert Voss ein anderer zu sein. Legendär sind seine Rollen, ob als despotischer Ludwig in „Ritter, Dene, Voss“, buckliger Richard III., verspielter Hermann in Kleists „Hermannsschlacht“ oder als liebestoller Othello – Gert Voss eroberte mit Herz und Gefühl sein Publikum.
ORF III am 20. und 22. Juli
ORF III widmet sich Voss mit einer „Erlebnis Bühne mit Barbara Rett – KulturWerk: Gert Voss“ (Sonntag, 20. Juli, 22.30 Uhr), der Theateraufführung von „Othello – Der Mohr von Venedig“ (Sonntag, 20. Juli, 23.05 Uhr) sowie mit Paulus Mankers international preisgekröntem Drama „Der Kopf des Mohren“ (Dienstag, 22. Juli, 23.15 Uhr).
Sein Traum als Schauspieler, dass sich das Publikum fragt „ist das der Voss, oder ist er's nicht?“. Erst nach einer Weile soll man den Voss durchschimmern sehen. Er bezeichnete sich selbst als hochraffinierten Lügner. Auf der Straße erkannt zu werden, war ihm unangenehm. Seine Schüchternheit legte er mit den Rollen ab. Für König Lear färbte er sich die Haare weiß, für Othello lief er nächtelang brüllend durch den Wienerwald. Gert Voss wird am 10. Oktober 1941 in Schanghai geboren. 1948 kommt die Familie nach Österreich. Die Jugend verbringt er am Bodensee. Er studiert Germanistik und Anglistik und nimmt privat Schauspielunterricht. Intendant Hans-Peter Doll entdeckt das große Talent. Voss spielt in Heidelberg, bevor er mit Claus Peymann nach Bochum und 1986 ans Wiener Burgtheater wechselt, wo er im ersten Jahr als Richard III. brilliert. Thomas Bernhard schreibt für ihn und zwei Schauspielkolleginnen ein eigenes Stück: „Ritter, Dene, Voss“. Es folgen unzählige große Aufführungen am Burgtheater, Gastauftritte in Köln und Berlin, sowie die Rolle des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Mit Ignaz Kirchner tritt er am Burgtheater auch als Komikerduo auf. 1995 kürt ihn die „Times“ zum „Besten Schauspieler Europas“.
Othello – in George Taboris spektakulärer Definition von Shakespeares zeitloser Metapher für Leidenschaft, Hass, Eifersucht, Selbstwertkonflikt und (Selbst)zerstörung. Aus dem Akademietheater mit u. a. Gert Voss (Othello), Heinz Zuber, Florentin Groll, Ignaz Kirchner, Günter Einbrodt und Rudolf Melichar (1991). Regie: George Tabori
„Der Kopf des Mohren“ (Dienstag, 22. Juli, 23.15 Uhr in ORF III). Drama mit u. a. Gert Voss, Manuel Löffler, Leni Tanzer und Oana Solomonescu (1995). Regie: Paulus Manker; Drehbuch: Michael Haneke. Die Geschichte des Diplomphysikers Georg B. (Gert Voss), dessen Verdrängungsmechanismen eines Tages schlechter zu funktionieren beginnen und der so in unmittelbare Konfrontation mit den schwelenden Ängsten unserer hochtechnisierten Gesellschaft gerät. Die Geschichte seiner Panik und die daraus resultierende Leidensgeschichte seiner Familie. Ein Film über den Wahnsinn eines Mannes und den Wahnsinn einer Gesellschaft.
Gert Voss spielte zuletzt in der achtteiligen Serie „Altes Geld“, die David Schalko realisiert. Aufgrund der tragischen Umstände müssen jetzt kurzfristig entsprechende Adaptionen am Projekt vorgenommen werden.
Gert Voss im TV
Nicht besonders oft zog es den genialen Theaterschauspieler ins Fernsehen
Er spielte in Axel Cortis Radetzkymarsch-Verfilmung nach Joseph Roth aus dem Jahr 1995 und die Hauptrolle in Paulus Mankers Der Kopf des Mohren (1995). Im Jahr 2012 war er in Helmut Dietls Komödie Zettl, die allerdings kein besonderer Erfolg bei Kritikern und Publikum war, zu sehen,
Noch 2014 stand Gert Voss für David Schalkos „Braunschlag“-Nachfolger Altes Geld vor der Kamera.