Up, up to the Sky!

Sky Österreich Chef Kai Mitterlechner im Talk

Sky Österreich Geschäftsführer Kai Mitterlechner im Gespräch mit TVButler Werner Rass über Fernsehen, jetzt und dann. Über Quoten, Konkurrenz und Zukunft eines Mediums, das nach wie vor ganz vorne steht.

Kai Mitterlechner treibt die Zahlen von Sky Österreich nun schon das fünfte Jahr in Folge nach oben. Der Chef des mittlerweile fünftgrößten Medienhauses Österreichs ist auch im Gespräch eine Liga für sich.

Auf Besuch bei Sky Österreich

Tatort: Schönbrunner Straße 297. Früher Stammhaus von Steyr Fiat. Jetzt Hochburg von Sky. Beim Einlass empfängt nicht nur eine nette Dame, sondern auch am großen Flat Sky Sport News

Langer Gang links, langer Gang rechts. Die Türen nicht wie immer, sondern mit Filmplakaten lebensgroß tapeziert. Der Sky Österreich Chef, Kai Mitterlechner, bevorzugt Daniel Craig mit „Skyfall“?!? Bildlich gesehen schön. Inhaltlich wohl ein Irrtum.

Up in the Sky: Kai Mitterlechner arbeitet inmitten „seiner“ TV-Stars. Bild: Sky Österreich

Aber keine Sorge. Hinter seinem Schreibtischsessel thront Kevin Spacey mit blutigen Händen. Das Sujet von „House of Cards“ hat er sich bewusst gewählt: „Der passt auf mich auf, dass ich ja keine Fehler mache.“

Mit dem Kevin Spacey im Rücken – so motiviert sich der Kai Mitterlechner. Bild: Sky

Kai Mitterlechner im Talk

Was folgt, ist ein Gespräch über Fernsehen, jetzt und dann. Über Quoten, Konkurrenz und Zukunft eines Mediums, das nach wie vor ganz vorne steht.

Das Fernsehen heute, wie sieht es aus?

Das lineare oder Klischee-Fernsehen, dass sich die Familie am Samstag Abend vor den Fernseher setzt, geht zurück. Dies entspricht nicht mehr dem Alltag und den Lebensgewohnheiten der Menschen. Fernsehen passt sich vor allem bei den Jüngeren den geänderten Nutzungsgewohnheiten an. Lineares Fernsehen war der einfachste planbare Fall. Aber da sich jetzt Medienverhalten tatsächlich verändert, stellt sich die Frage, wie adressiere ich solche Veränderungen. Ein Beispiel: Die neue Staffel von „Boardwalk Empire“ ist ab 8.9. verfügbar. Dann die Frage, auf welchen Medien, welchen Kanälen, bei welchen Partnern wird sie zum Einsatz gebracht. Es ist komplex geworden, das zu handlen

Sie setzen nicht nur auf alle Devices, sondern auch auf eine Vielzahl von Sendern?

Ja, zeitversetztes Fernsehen in den verschiedensten Channels. Gleiche Inhalte auf verschiedenen Abspielmöglichkeiten. Alle Serien und Filme zum Beispiel auf Abruf mit Sky Go Wenn ich heute eine Abfrage machen würde, zum Beispiel House of Cards würde es im Free-TV möglicherweise ausspucken: Staffel 1 im Jahr 2013, mit vielleicht drei Wiederholungen – bei uns wäre es eine Liste mit 100 Erscheinungsterminen. 

Welche Abspielmöglichkeiten bieten Sie an?

Bei uns können Kunden selbst bestimmen wann, wo und über welche Devices sie schauen. Wir bieten  mit dem Festplattenreceiver Sky+ zeitversetztes Fernsehen und mit dem Service Sky Anytime den Abruf hunderter ständig wechselnder Titel. Sky Go ermöglicht den Empfang unseres Programms, wie etwa Blockbuster, US-Serien oder Live-Sport über Mobilgeräte und PCs. Und die Online-Videothek Snap bietet zusätzlich tausende Titel. Die Menschen haben mittlerweile die neuen Services zu schätzen gelernt. Während die Kids am Flat-TV einen Disney Film schauen, kann die Frau am Tablet parallel Serien sehen und der Mann seinen Lieblingssport am Laptop. Sky ist ein Familienprodukt.

Auf welche Inhalte setzt Sky?

Wir bieten nicht nur viele Sportereignisse exklusiv, Hollywood-Filme gibt es mindestens ein Jahr vor ihrer Free-TV-Premiere nur bei uns. Wir bauen zudem das Segment Serien ganz groß aus, weil wir der Überzeugung sind, dass Serien eine Art neues Kino sein werden. Wir zeigen heuer mehr als 120 Serienpremieren und über 1.400 Einzelfolgen, viele davon wenige Stunden nach oder sogar zeitgleich zum US-Start. Außerdem gehen wir vor dem Serienstart mit ausgesuchten Serien ins Kino oder andere Eventlocations. Diese Eventserie Sky Nights wird immer beliebter.  

Wie rechnet sich das?

Wir wachsen nun das fünfte Jahr in Folge. Mit einem Umsatz von 144 Millionen Euro und 327.000 Abonnenten sind wir der größte Privatsender des Landes. Im Gesamtranking liegen wir unter den Top- 5-Medienunternehmen Österreichs.

Wie sieht nun der durchschnittliche Abonnent aus?

Der durchschnittliche Sky-Abonnent ist zwischen 35 und 45 Jahren und verfügt über ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen. Wir haben jetzt 327.000 Abonnenten mit einer Haushaltsdurchschnittsgröße von 2,3 Personen. Das sind dann fast 700.000 oder zehn Prozent der Bevölkerung.

Ich nehme an, Fußball ist nach wie vor das Zugpferd?

Fußball ist tatsächlich ein sehr wichtiger Teil des Sky-Pakets. Nicht umsonst werben wir mit Hans Krankl und sind mit Sky Go Namensgeber der Ersten Liga. Aber der Stellenwert der Bundesliga in Österreich ist verglichen mit Deutschland geringer, auch müssen wir hier den Markt mit dem ORF teilen, während wir in Deutschland die Weltmeisterliga exklusiv anbieten. 

Ist eigentlich Ski alpin von Interesse?

Absolut. Dieser serielle Event wäre für Pay-TV wie geschaffen. Aber im Gegensatz zur UEFA, wo man mit einem Partner über das Lizenz-Paket verhandelt, ist es bei der Vergabe der Skirechte weitaus komplexer. Wir beobachten den Skisport jedenfalls weiterhin mit Interesse.

Was boomt jetzt bei Sky Österreich?

Mittlerweile sind Serien und Film vor Sport. Wobei Serien der größte Hoffnungsmarkt sind. Nicht umsonst sind Hollywood-Schauspieler wie Kevin Spacey mit House of Cards in Serien eingestiegen. Eine gute Serie liegt mittlerweile in der Produktion bei 50 Millionen Euro pro Staffel, das sind bereits Filmdimensionen.

Dieses Jahr steht Ihnen mit Netflix, einem Streaming-Anbieter für Filme und Serien, ein Konkurrent ins Haus. Welche Chancen und Risiken sehen Sie da?

Mein Innovations-Chef hat erst kürzlich treffend gesagt: „Wenn die Flut kommt, dann heben sich alle Boote“. In diesem Sinne wird der Eintritt von Netflix den Markt beleben. Und wir haben unsere Rechte im Film- und Serienbereich über Jahre hinaus gesichert haben. Insofern sehen wir dem eher gelassen entgegen. So haben wir auch die Exklusiv-Rechte für House of Cards in Österreich und Deutschland. Eine Erfolgsserie, die übrigens von Netflix produziert wurde. 

Sie haben zuletzt die Preise für Ihre Mediathek Snap um ca. 50 Prozent gesenkt. Erste Reaktion?

Ja, das haben wir gemacht, um noch mehr Konsumenten von diesem tollen Dienst zu überzeugen. Und die Nachfrage steigt. 

Wird das Internet im Bezug auf Medienverhalten schön langsam zur Gefahr?

Die These, dass die Medien sich gegenseitig substituieren, ist nicht wirklich gegeben. Unser Vorteil ist, dass wir mit unseren Programmen die unterschiedlichen Medien – TV, Internet und Mobile – zusammenführen. Das Internet ist für die jüngere Zielgruppe sicher von Bedeutung, aber über alle Altersgruppen gesehen eher noch ein Ergänzungsmedium. 

Wie wird das Fernsehen in zehn Jahren aussehen? 

Wie es in zehn Jahren aussehen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Maximal lässt sich ein Zeitraum von drei bis fünf Jahren eingrenzen. Die Märkte verändern sich. Die Unternehmen müssen darauf reagieren, um Kundenwünschen entsprechen zu können. Ich beschäftige mich damit, mit welchen Partnern wir in den nächsten Jahren in welchen Bereichen zusammenarbeiten wollen. Ich darf also etwas in die Zukunft des Fernsehens blicken. Doch letztendlich entscheidet immer der Kunde was gefällt und was nicht. 

Und wie könnte sie ausschauen, die Fernseh-Zukunft?

Es wird mehr Content von mehr Anbietern auf noch mehr Devices geben. Der Inhalt bleibt dabei der Schlüssel, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Jene Anbieter, die die besten und exklusivsten Inhalte liefern, werden vorne sein. Wenn es ihnen gelingt, dass die Inhalte auf die unterschiedlichen Endgeräte kommen. Dass die Nutzer zum Fernseher kommen, wird irgendwann vorbei sein. Der Content muss näher an die Seher, an ihre Lebenssituation herangehen. Es wird auch mehr Formate geben, die eigens fürs Handy, Tablet oder Laptop funktionieren.

Von der Zukunft in die Vergangenheit. Wer waren Ihre ersten TV-Helden?

Ich erinnere mich an „Pinocchio “und „Biene Maja“, aber das waren nicht wirkliche Helden für mich. Aber „Hart aber herzlich“ mit Robert Wagner und Stefanie Powers, das war schon was …

Letzte Frage: Wie sind Sie eigentlich zum Fernsehen gekommen?

Eigentlich wollte ich ja Automobilbauer werden. Da wurde mein damaliger Chef eines Tages Vorstand bei „Premiere“ und sagte zu mir: „Komm mit, jetzt machen wir Fernsehen“. Und weil ich loyal war und die Medienbranche schon immer spannend fand, war ich dabei. 

Zur Person

Kai Mitterlechner wurde 1972 in Deutschland, Wiesbaden, geboren, ist aber Österreicher. Zu Sky kam er 2003, und Kai Mitterlechner ist seither für diverse Bereiche, darunter als Vice President Technik, Plattform und Einkauf sowie als Vice President Strategy & Products, verantwortlich. 2009 hat Mitterlechner die Geschäftsführung von Sky Österreich übernommen. Seit Mai 2011 zeichnet Mitterlechner zusätzlich für die Abteilung Business Development der Sky Deutschland AG verantwortlich.

Kai Mitterlechner, baut statt Autos nun Pay-TV für Österreich. Bild: Sky Österreich