Cieneastentipp am 10. Juli 2014 – „Fear X“! Eigenwillig und unberechenbar: Nicolas Winding Refn mischt mit seiner Melange aus Arthouse und Genrefilm seit einigen Jahren das Kino auf. 3sat stellt den Kultregisseur mit drei seiner Filme vor.
3sat gibt mit drei exemplarischen Filmen Einblicke in das Werk des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn. Die eigenwilligen Verschränkungen von Autoren/Arthouse-Film und Genrekino sind in der Szene einzigartig. Zu sehen sind "Fear X - Im Angesicht der Angst" und "Walhalla Rising" als deutsche Erstausstrahlungen sowie "Bronson".
Der Regisseur
Der 1970 in Kopenhagen geborene Nicolas Winding Refn gilt als einer der unberechenbarsten und eigenwilligsten europäischen Regisseure der Gegenwart. Nach seinen frühen Filmen, den Milieustudien "Pusher" (1996) und "Bleeder" (1999) sowie dem Psychodrama "Fear X" (2003), entfernt sich Nicolas Winding Refn spätestens mit "Bronson" (2008) zunehmend von klassischen Erzählformen und Konventionen des Kinos. Er wendet sich zunehmend einer assoziativen Inszenierung zu, die zumeist allein auf Stimmung und Atmosphäre vertraut.
Die Filme
Nach der Biografie des Schwerverbrechers Michael Peterson, der sich während jahrzehntelanger Gefängnisaufenthalte den Kampfnamen Charles Bronson gab, entstand der Film Bronson. Er lebt von der manischen Performance des Schauspielers Tom Hardy ("The Dark Knight Rises", "Warrior"), der den titelgebenden Verbrecher kongenial verkörpert. Dabei ist "Bronson" weder Knast- noch Gangsterfilm. Im Gegenteil ist er bewusst darauf ausgelegt, jedwede Erwartungshaltung zu unterlaufen. Der Zuschauer wird einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt und mit einem ästhetischen Overkill konfrontiert. Dabei folgt Refn weit mehr der Logik des Rausches und Traumes, als sich gängigen dramaturgischen Erzählmustern unterzuordnen.
Dieses Verfahren verfeinerte der dänische Regisseur mit seinem nächsten Film Walhalla Rising (2009), der lediglich die Behauptung eines Abenteuer- beziehungsweise Wikingerfilmes ist. In Anlehnung an die isländischen Sagas, schuf Nicolas Winding Refn ein hypnotisch-delirierendes Kinoerlebnis, das in der radikalen Gegenüberstellung von Mensch und Natur eine archaische, von Ritualen und Gewalt bestimmte Lebenswelt beschwört, die ebenso faszinierend wie irritierend ist.
Zum massenkompatiblen Kultregisseur avancierte Nicolas Winding Refn schließlich 2011 bei den Filmfestspielen von Cannes, wo er für seinen mit Hollywoodstar Ryan Gosling besetzten Wettbewerbsbeitrag Drive minutenlange Standing Ovations erhielt und mit dem Preis für die beste Regie bedacht wurde.
Nur zwei Jahre und einen Film später sollte sich dieser Erfolg allerdings am selben Ort ins Gegenteil verkehren. Sein in Thailand gedrehtes Werk Only God Forgives (2013), eine mythisch-kryptische Mischung aus Italowestern, Samuraifilm und ödipalem Drama, wurde als filmgewordene Provokation empfunden und vom Publikum an der Croisette mit Buhrufen goutiert. Dessen ungeachtet wurde Nicolas Winding Refn bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes in die Jury berufen.
Quelle: 3sat