Max Pechstein - Geschichte eines Malers Film von Wilfried Hauke

Do, 16.05.  |  23:10-0:10  |  MDR
Untertitel/VT Gebärdensprache Stereo 
"Lebensläufe" stellt interessante Persönlichkeiten aus der Region vor, die sich durch Kunst, Kultur, Geschichte oder Ähnliches einen Namen gemacht haben.

Der Film folgt Max Pechsteins Weg aus der bescheidenen Herkunft in Zwickau zum führenden Maler des deutschen Expressionismus, indem er immer wieder seine Außenseiterstellung gegenüber den Malern der "Brücke" ins Zentrum stellt: so ihre gemeinsamen Malabenteuer mit Aktmodellen an den Moritzburger Teichen, was polizeilich verfolgt wird und besonders auf Pechstein zurückfällt. Oder ihr Zerwürfnis untereinander und der Ausschluss Pechsteins aus der "Brücke", weil er 1912 beim Erzfeind, der Berliner Secession ausstellt. Doch wenige Jahre später wird er mehr Ausstellungen haben und mehr Bilder verkaufen, als jeder seiner expressionistischen Konkurrenten.

Max Pechstein liebt das Spontane und Natürliche und rebelliert mit seinen starken Farben gegen akademische Regeln und bürgerliche Normen. Was seine Malergefährten Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff mit ihrer unverfälschten Malweise auch tun. Doch Pechsteins Weg an die Spitze der künstlerischen Avantgarde in Deutschland ist von einer ganz besonderen Sehnsucht getragen. Er musste sich im aufkommenden industriellen Zeitalter von ganz unten aus dem sächsischen Arbeitermilieu in die bunte und schräge Welt der Ateliers, Cafés und Varietes emporarbeiten. Als Mensch und als Künstler.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten endet die für Max Pechstein überaus erfolgreiche Zeit der 1920er Jahre, die sich nicht zuletzt in der Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und in der Anzahl der Ausstellungen manifestiert. Als "entarteter Künstler" gerät er in den Folgejahren in eine prekäre Situation. Sein früherer Brücke-Wegbegleiter und "Leidensgenosse" Emil Nolde denunziert ihn als "jüdisch-versippten Maler", um sich selber bei den Nazis als "urdeutsch" anzubiedern. Verkäufe durch Ausstellungen sind für Pechstein kaum mehr möglich. Weitgehend zurückgezogen lebt er mit seiner zweiten Ehefrau Marta bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an der Ostseeküste in Pommern und kehrt schließlich nach Berlin zurück.

Wohnung, Atelier und unzählige Werke sind durch Bombenangriffe vernichtet. Ab 1945 lehrt er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Wieder malt Pechstein den Tanz, Erinnerungen an den Aufenthalt auf den Palau-Inseln Jahrzehnte zuvor, und zugleich das Aufbäumen letzter Vitalität und Leidenschaft eines Malers. Endlich anerkannt, stirbt er 1955 als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus. Heute sind die Hauptwerke von Pechstein in den großen Museen der Welt und in einer ständigen Ausstellung im Max-Pechstein-Museum in den Kunstsammlungen Zwickau zu sehen.

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