My Song, Our History Jennifer Weist

So, 24.11.  |  1:15-1:45  |  NDR
Untertitel/VT Stereo  Kultur
Als "Mädchen, Mädchen" 1994 die Charts erobert, fühlen sich unzählige Mädchen und Frauen im ganzen Land angesprochen. Der Song, der Frauen als selbstbewusste, eigenständige Persönlichkeiten jenseits der traditionellen Frauenrollen feiert, trifft den Nerv der Zeit - und das auf eine Weise, die bis dahin selten war: Er thematisiert die Selbstbestimmung von Frauen, auch in ihrer Sexualität, ein Thema, das zuvor kaum in der Popkultur behandelt wurde. In dieser Folge spricht auch die Original-Songwriterin Luci van Org über die Entstehung des Hits.

Wie klingen große und einschneidende Momente deutscher Geschichte? Wie klingen die Phasen des Umbruchs und der Erneuerung? In der vierteiligen NDR Musikdokumentation "My Song, Our History" werden bedeutende Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen in Musik erzählt - jeder Song eine Zeitreise, die in die persönliche Perspektive eines Künstlers eintaucht. Es sind Momente, die Deutschland erschüttert, bewegt und verändert haben und durch große Hits der letzten Jahrzehnte erlebbar werden. "My Song, Our History" gibt Künstler*innen die zeitgeschichtliche Bühne, um Geschichte auf ihre ganz persönliche Weise zu erzählen: intim, bewegend und authentisch.

Als "Mädchen, Mädchen" 1994 die Charts erobert, fühlen sich unzählige Mädchen und Frauen im ganzen Land angesprochen. Der Song, der Frauen als selbstbewusste, eigenständige Persönlichkeiten jenseits der traditionellen Frauenrollen feiert, trifft den Nerv der Zeit. Und das auf eine Weise, die bis dahin selten war: Er thematisiert die Selbstbestimmung von Frauen, auch in ihrer Sexualität, ein Thema, das zuvor kaum in der Popkultur behandelt wurde. Dieser Song steht sinnbildlich für die Girlie-Kultur der 1990er-Jahre, in der Frauen wie die Spice Girls oder Tic Tac Toe die Bühne erobern.

Jennifer Weist erzählt, wie auch sie als Kind von der Begeisterung rund um "Mädchen, Mädchen" mitgerissen wurde. Doch ihre eigene Realität als Mädchen und später als Frau in Deutschland sieht ganz anders aus: Schon früh erlebt sie Bedrohungen und spürt, dass sexualisierte Gewalt - auch in ihrer Karriere als Künstlerin - immer wieder präsent ist. Die Rolle der Frau bleibt ein Thema, das die deutsche Politik und Gesellschaft spaltet. Von "Nein heißt Nein" - einem Meilenstein in der Gesetzgebung - bis zur #MeToo-Bewegung, die aufdeckt, wie Männer in Machtpositionen sexuelle Übergriffe nutzen, um ihre Dominanz zu sichern. Für Jennifer zeigen Themen wie der Gender Pay Gap und der Gender Care Gap, dass Deutschland noch weit davon entfernt ist, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Frauen wirklich selbstbestimmt und gleichberechtigt leben können. Diese Erfahrungen bringen Jennifer dazu, "Mädchen, Mädchen" rund 30 Jahre später auf ihrem ersten Soloalbum neu zu interpretieren.

In dieser Folge spricht auch die Original-Songwriterin Luci van Org über die Entstehung des Hits. Gemeinsam diskutieren Yaenniver und Luci, ob sich seit den 1990er-Jahren wirklich so viel in Sachen Gleichstellung und Frauenrechte verändert hat oder ob alte Muster noch immer allgegenwärtig sind.

Regie: Max Langfeldt
Kamera:
Alexander Seidenstücker
John McClellan
Henri Giese

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