Y-Kollektiv: Teenie-Terroristen - warum wollen Minderjährige töten?

Sa, 23.11.  |  1:50-2:35  |  tagesschau24
Untertitel/VT Stereo 
"Ich wollte Menschen töten. Ich war da richtig scharf drauf", sagt der junge Mann aus dem Aussteigerprogramm des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Erstmals ist es gelungen für die ARD-Sendung Y-Kollektiv einen Terror-Aussteiger, der von den Verfassungsschützern betreut wird, mit der Kamera zu begleiten. Dennis, dessen wahrer Name geheim bleiben muss, hatte sich bereits in frühen Jugendjahren radikalisiert und sogar über konkrete Terrorpläne nachgedacht.

"Ich wollte Menschen töten. Ich war da richtig scharf drauf", sagt der junge Mann aus dem Aussteigerprogramm des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Erstmals ist es gelungen für die ARD-Sendung Y-Kollektiv einen Terror-Aussteiger, der von den Verfassungsschützern betreut wird, mit der Kamera zu begleiten. Dennis, dessen wahrer Name geheim bleiben muss, hatte sich bereits in frühen Jugendjahren radikalisiert und sogar über konkrete Terrorpläne nachgedacht.

Auch beim jüngsten Anschlag auf das israelische Generalkonsulat in München oder beim vereitelten Terrorangriff auf das Konzert von Taylor Swift in Wien waren die mutmaßlichen Täter im Teenager-Alter. Nach den Recherchen von Y-Kollektiv sind Terror-Tatverdächtige europaweit zunehmend jünger und häufig sogar noch minderjährig. Diese Entwicklung bestätigt die EU-Polizeibehörde Europol. Auch deutsche Sicherheitsbehörden wurden von Y-Kollektiv abgefragt. Demnach traut das Bundeskriminalamt etwa zehn bis 30 minderjährigen Extremisten in Deutschland einen Terroranschlag zu.

Die Jugendlichen gelten als sogenannte "Gefährder" und werden von den Behörden überwacht. Die meisten dieser minderjährigen, potentiellen Terroristen sind Islamisten. Dann folgen Rechtsextreme - linksextreme Gefährder gebe es deutlich weniger.

Große Sorgen bereiten deutschen Ermittlern derzeit vor allem junge Extremisten, die sich online und alleine radikalisieren - und deshalb oft nicht bekannt sind.
Angeheizt durch Telegram-Chats, TikTok-Videos und Online-Hetze beschäftigen sich schon Zwölfjährige mit extremistischen Gewaltfantasien. Mit einfachen Mitteln können Terroristen schreckliche Taten begehen. Das hat auch der Messer-Anschlag von Solingen gezeigt:
"Wenn ein Täter einmal in ein entsprechendes Organ trifft, in die Milz sticht, dann ist in der Regel das Leben beendet. Dann verbluten Sie, und zwar kläglich", sagt Colin Nierenz, Terrorabwehr-Spezialist bei der Polizei Düsseldorf. An Ostern konnte sein Team vier 15- und 16-Jährige festnehmen, die mutmaßlich islamistische Anschläge verüben wollten. Nierenz sei bei der Terrorbekämpfung besonders auf Hinweise aus dem Ausland angewiesen. Der strenge deutsche Datenschutz mache seine Arbeit komplizierter als anderswo.

Die Y-Kollektiv-Reportage geht auch der Frage nach, warum sich Kinder und Jugendliche radikalisieren - und wie sie den Weg zurück schaffen. "Man wollte halt wer sein. (...) Man wollte endlich diese Anerkennung, die einem vorher nicht gegeben wurde. Koste es, was es wolle", erklärt Terror-Insider Dennis eines seiner Motive. Im Rahmen des Aussteigerprogramms bekommt er jetzt eine streng kontrollierte zweite Chance. Ein Neuanfang, mit neuer Identität an einem neuen Wohnort.

Philip Schlaffer hat den Ausstieg schon geschafft. Der verurteilte Neonazi-Anführer war früher gewalttätig, hat sich Waffen besorgt. Heute geht er in Schulen und redet über die Radikalisierungsgefahren. Reporter Tobias Dammers konnte ihn dabei begleiten.

Die Y-Kollektiv Reportage "Teenie-Terroristen" gibt tiefe Einblicke in die extremistische Gedankenwelt von Jugendlichen in Deutschland, zeigt die zunehmenden Gefahren, aber auch die Möglichkeiten, dem Terror zu begegnen und die Jugendlichen zurück in die Gesellschaft zu holen.

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