Punkt eins „Permanent im Minus rechnen“

Mo, 23.12.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Armut in Österreich: Wen die Krise besonders trifft. Gäste: ao.Univ.Prof. Dr. Karin Heitzmann, WU Wien & Martin Schenk, Diakonie Österreich. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Bei 17 Grad in der ungeheizten Wohnung den Winter verbringen, in der Supermarktschlange auf das preisreduzierte Gebäck vom Vortag warten, keine kostenpflichtigen Zusatzleistungen beim Zahnarztbesuch, Freizeitaktivitäten und soziale Teilhabe stark eingeschränkt, die warme Dusche nur noch als seltener Luxus. Einige der alltäglichen Strategien, mit denen Armutsbetroffene durchs Leben zu kommen versuchen. Und selbst dann bleibt die empfindliche Teuerung bei Fixaufwendungen wie Wohn- und Betriebskosten, die man kaum bis gar nicht durch Verhalten beeinflussen kann. Durch die vielfältigen Krisen der Gegenwart und die allgemeine Teuerung, die sie hervorrufen, haben sich die Problemlagen von Armutsbetroffenen kaum verändert – aber deutlich verschärft, berichten die Autor:innen von „Armut in der Krisengesellschaft“, einem aktuellen Sammelband über die neuen Entwicklungen von Armut in Österreich. Und Armut weitet sich aus: Viele Angehörige der unteren Mittelschicht haben in den letzten Jahren erstmals Armutserfahrungen machen müssen. Der Bedarf nach politischen (Akut-)Maßnahmen wird gerade in Krisenzeiten durchaus erkannt. Aber bei weitem nicht alle erhalten durch die Unterstützungsleistungen, die es gibt, einen vollen Ausgleich der Teuerung. Und selbst dann stellt sich die Frage: Wie war es ihnen vor der aktuellen Teuerungswelle ergangen? Wie geht es vielen Menschen in Österreich, für die es ohnehin schon nur knapp oder eigentlich gar nicht zum Leben reicht, wenn die Zeiten noch schlechter werden? Wie viele Haushalte sind nur eine weitere Krise oder einen Schicksalsschlag von der Armut entfernt?In dem Buch „Armut in der Krisengesellschaft“ sind auf 360 Seiten Beiträge versammelt, die sich dem Phänomen Armut in seiner aktuellen Ausprägung aus verschiedenen Richtungen nähern. Es geht etwa um Wohnen, Gesundheitsvorsorge, um das Aufwachsen in Armut und das Leben mit Behinderung, aber auch um die Auswirkungen der Klimakrise und die Krise der Demokratie. Anhand von Daten, sozial- und wirtschaftlichen Analysen sowie persönlichen Befragungen von Betroffenen beschreiben die Autor:innen zunächst Formen und Auswirkungen von Krisen, widmen sich anschließend ausführlich den Armutsdiskursen, also dem Reden über Armut in Gesellschaft, Politik und Medien, und legen schließlich Strategien zur nachhaltigen Armutsbekämpfung in verschiedenen Politikbereichen dar.Die Co-Herausgeber:innen Martin Schenk, Psychologe und stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich, und Karin Heitzmann, Sozioökonomin und Universitätsprofessorin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien, sind Gäste bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit uns über Armut: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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