Radiogeschichten Spezial
Fr, 24.01. | 11:05-11:25 | Ö1
Jakob Wassermann bezeichnete sein 1921 erschienenes Buch „Mein Weg als Deutscher und Jude“ als Versuch einer Selbstbiographie, die aber über seine individuelle Lebensgeschichte hinausreiche. Das Buch wurde eine Bekenntnis- und Anklageschrift, worin der damals berühmte Romanautor berichtet, wie ihm immer aufs Neue das Gefühl gegeben wurde, dass er als Jude nicht deutsch, als Deutscher nicht Jude sein könne. Wassermann erzählt dabei von Erfahrungen auch gerade mit Wohlmeinenden, die ihm seine Selbsteinschätzung „Deutscher und Jude“ bestreiten wollten, verbunden mit Argumentationsmustern, die heute nicht nur von rechter oder rechtsradikaler, sondern auch von bürgerlicher Seite her wieder zu hören sind. Er wollte das verzweigte Geflecht des deutschen Antisemitismus freilegen, dessen Keim er nicht nur im Nationalismus sah, sondern das die ganze Gesellschaft, manchmal offen, manchmal verdeckt, durchzog.
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