Im Gespräch mit Bruno Latour Existenzweisen
Sa, 16.11. | 1:50-2:42 | ARTE
Kultur, 2021
„Der berühmteste und verkannteste französische Philosoph“ - so die „New York Times“ - ist seit den 1990er Jahren einer der einflussreichsten Denker der Gegenwart: Bruno Latour hat ein Dutzend grundlegender Werke geschrieben, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mit renommierten Preisen ausgezeichnet wurden. Im Laufe seiner Karriere hat Latour lange Interviews gemieden. Ende Oktober 2021 bat er Nicolas Truong, Journalist bei der Tageszeitung Le Monde und dort zuständig für den Bereich „Idées - Débats“, mit ihm seine 50-jährige Forschungsarbeit Revue passieren zu lassen. Die Gespräche erstreckten sich über vier Vormittage und sollten die Gesamtheit seines so einzigartigen und prägenden schriftlichen Werks vervollständigen.
Im zweiten Teil des Films spricht Bruno Latour über die Grundlage seines Denkens, nämlich den Begriff der Existenzweisen, und über die Frage, wie man sich in einer zerstörten Welt zurechtfinden kann. Der Philosoph, der über die Wissenschaftssoziologie zur Ökologie kam, führt zurück zum Ursprung seiner Recherchen über die Mechanismen, mit denen der Mensch eine angeblich objektive „Wahrheit“ produziert. In seinen Arbeiten zeigt er beispielsweise, dass die Wissenschaft nicht auf Tatsachen beruht, sondern ein soziales und daher anfechtbares Konstrukt ist. Gibt es so etwas wie eine religiöse, rechtliche oder politische Wahrheit? Bruno Latour befasst sich mit der Konstruktion von „Wahrheiten“ und bedient sich dabei der Philosophie als der Disziplin, die sich dem großen Ganzen am ehesten nähert, ohne es je zu erfassen. Bruno Latour greift im Gespräch die wichtigsten Elemente seines Denkens auf und führt sie vor laufender Kamera weiter. Dies gelingt ihm mit großer Finesse und einer Prise Humor.
Regie:
Camille de Chenay
Nicolas Truong
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