die nordstory - Deftige Kost und deftige Sprüche Hafenimbisse - Geheimtipps abseits des Tourismus

Mi, 20.11.  |  14:00-15:00  |  NDR
Untertitel/VT Stereo  Kultur
Sie sind die Letzten ihrer Art im Hamburger Hafen, der zehn Prozent des Stadtgebietes der Freien und Hansestadt Hamburg ausmacht. Südlich der Elbe und abseits des Tourismus versorgen nur noch eine Handvoll Container-Imbisse die Schichtarbeiter und Trucker mit deftiger und ehrlicher Hausmannskost. Der Ton ist rau, aber herzlich. Die Besitzer bieten ihrer Kundschaft frühmorgens nicht nur Essen an, sie sind auch Seelentröster für ihre Klientel. Und in den Container-Imbissen erfährt man auch gleich noch die neuesten Hafen-Infos.

Sie sind die Letzten ihrer Art im Hamburger Hafen, der zehn Prozent des Stadtgebietes der Freien und Hansestadt Hamburg ausmacht. Südlich der Elbe und abseits des Tourismus versorgen nur noch eine Handvoll Container-Imbisse die Schichtarbeiter und Trucker mit deftiger und ehrlicher Hausmannskost. Der Ton ist rau, aber herzlich. Die Besitzer bieten ihrer Kundschaft frühmorgens nicht nur Essen an, sie sind auch Seelentröster für ihre Klientel. Und in den Container-Imbissen erfährt man auch gleich noch die neuesten Hafen-Infos.

Diese kleinen Institutionen sind auf der Veddel, auf dem Kleinen Grasbrook oder auf Steinwerder einfach unersetzlich. Frikadellen, Bratkartoffeln und belegte Brötchen mit Wurst, Schinken und Spiegelei sind der Renner. "Salate mögen sie hier nicht", sagt Odo Wehr. In seinem 25-Quadratmeter-Container Odo`s Kaffeeklappe nahe des Kreuzfahrtterminals Steinwerder wird Tacheles geredet. "Außerhalb des Hafens kannst du denken, das ist ein Arschloch, hier kannst du es sagen", meint Odo.

Der 50-Jährige steht werktags immer "morgens" um 22.00 Uhr auf. Er wohnt im niedersächsischen Bienenbüttel und ist spätestens um 1.00 Uhr in seiner Kaffeeklappe, damit die Leute im Hafen versorgt werden. Dann schmiert er Brötchen im Akkord und brät haufenweise "Knastpralinen", wie er seine Frikadellen nennt. Das "Einfache" sei sein Markenzeichen, und das seit nunmehr 21 Jahren.

Wenn der Hauptandrang in den frühen Morgenstunden vorbei ist, startet Odo´s Mitarbeitender Tobi um 5.00 Uhr mit dem Verkaufswagen. Zu bestimmten Zeiten fährt er verschiedene Stationen an, um die Schichtarbeitenden auf Firmengeländen mit Essen zu versorgen. Vieles ist vorbestellt. Die Kundschaft kommt dann zum Verkaufswagen und holt ihr Essen ab. Alles ist zeitlich genau durchgetaktet. Auch Containerinspektor Tom Buss holt seine belegten Brötchen ab. Er arbeitet für den Hamburger Container Service, einem Fachbetrieb für die Reparatur und Reinigung von Leercontainern. Tom nimmt die Container genau unter die Lupe und erstellt Schadensberichte.

Auch Konstruktionsmechaniker Uwe von der Schiffswerft MA Flint holt sich vor der Arbeit um 6.00 Uhr Brötchen von Odo. Diesmal muss er in der Werft auf Steinwerder einen riesigen Schiffspropeller abschrauben.

Die alten, traditionellen Kaffeeklappen im Hamburger Hafen sind schon lange ausgestorben. 1887 wurde der Verein für Volkskaffeehallen gegründet mit dem Zweck, "den weniger Bemittelten" möglichst billige und der Gesundheit förderliche Speisen anzubieten. Der Volksmund schuf schnell den Begriff der "Kaffeeklappe". Um 1914 existierten im gesamten Hafengebiet ca. 20 von ihnen. Das spätere Verschwinden der Kaffeeklappen ist ein Beispiel für den industriellen Wandel im Hamburger Hafen.

Der Kleine Grasbrook ist das berufliche Zuhause von Magdalena Meierdirks. Die 58-Jährige hält in ihrem Container-Imbiss Zum Lütten Foffteiner noch die Stellung. Dort wird sie nur Lena gerufen. Ihre fast nur männliche Kundschaft sind vorwiegend Fernfahrer. Von denen gibt es auch schon mal Heiratsanträge. Der HHLA Terminal O`Swaldkai liegt direkt neben ihrem Imbiss. Lenas Sprüche und ihr Wortwitz sind legendär. Es traut sich jedenfalls keiner, in ihrem Revier über die Stränge zu schlagen. Am Nachmittag fährt sie dann noch regelmäßig zum Großhandel, um dort frische Ware zu besorgen.

Während Lena seit über 20 Jahren im Imbiss steht, ist Senad Dulic noch neu in seinem Geschäft Veddel Diner nahe des Spreehafens. Der in Hamburg geborene Senad bietet deutsche Hausmannskost an. Für ihn ein Kulturgut, was erhalten bleiben muss. Zusammen mit seinem Kumpel Mirko schnippelt er selber die Kartoffeln, klopft in der kleinen Containerküche die Schnitzel flach und bietet täglich einen Mittagstisch an. Spezialität: Gulasch mit Nudeln.

Das NDR Team ist in die Imbisswelt des Hamburger Hafens eingetaucht und hat zahlreiche Menschen mit dem "Herz am richtigen Fleck" getroffen.

Autor: Stefan Weiße
Redaktion:
Dirk Külper
Arne Siebert
Produktion: Andy Kaminski

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