HERstory: Angriffslust Deutschland 2021

Di, 02.07.  |  22:30-23:15  |  tagesschau24
Untertitel/VT Stereo  2021
Über Jahrhunderte erzählten und deuteten Männer Geschichte, schrieben HIStory, waren Maß und Norm für Wissenschaft, Rechtsprechung und Ingenieurskunst. Höchste Zeit, endlich das ganze Bild zu malen!
Woran denken wir, wenn wir an Krieg denken? An Soldatenheere, hochgereckte Waffen oder Männer in Schützengräben. Pompöse Denkmäler zeigen Friedrichs, Wilhelms und Bismarcks. Und die Frauen? Sie tauchen nur am Rand auf. Sie sind die Opfer des Kriegs, bestenfalls Beleg für die Grausamkeit des Feindes. Oder sie sind die Trümmerfrauen, die die Innenstädte wieder aufbauen. In der zweiten Folge der Dokumentationsreihe geht es um Angriffslust.

Über Jahrhunderte erzählten und deuteten Männer Geschichte, schrieben HIStory, waren Maß und Norm für Wissenschaft, Rechtsprechung und Ingenieurskunst. Es ist also höchste Zeit, endlich das ganze Bild zu malen! Nicht allein aus Prinzip, aus dem Wunsch nach Gleichbehandlung heraus, sondern weil es im Extremfall sogar tödlich sein kann, wenn die Hälfte der Menschheit im toten Winkel bleibt.

Woran denken wir, wenn wir an Krieg denken? An Soldatenheere, hochgereckte Waffen oder Männer in Schützengräben. Pompöse Denkmäler zeigen Friedrichs, Wilhelms und Bismarcks. Und die Frauen?

Sie tauchen nur am Rand auf. Sie sind die Opfer des Kriegs, bestenfalls Beleg für die Grausamkeit des Feindes. Oder sie sind die Trümmerfrauen, die die Innenstädte wieder aufbauen. In der zweiten Folge der Dokumentationsreihe "HERstory" geht es um Angriffslust.

Sprechen Frauen anderes über den Krieg als Männer? Ja, meint die ehemalige Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navanethem Pillay. Über Jahrtausende waren Frauen nur die Beute, eine Trophäe des Kriegs. Bis sie kam. Als einzige Frau auf der Richterbank am Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda hörte Pillay den Frauen zu, die vom Krieg erzählten. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde daraufhin Vergewaltigung als Kriegsverbrechen verurteilt - in den 1990er-Jahren.

Den Frauen zuhören, das ist geradezu revolutionär. Hätte die Geschichte einen anderen Verlauf genommen, hätte man Frauen zugehört? Zum Beispiel den über 1000 Teilnehmerinnen des Internationalen Frauenfriedenskongress 1915 in Den Haag? Sie forderten schon damals das Ende der Krieges und setzten auf Diplomatie.

Um die Friedensverhandlungstische der Welt scharen sich auch heute noch die Männer - fatal, wie die Schweizer Politikerin Gaby Vermot findet. Denn laut Untersuchungen der Vereinten Nationen hält ein Frieden länger, wenn Frauen an den Friedensverhandlungen beteiligt waren. Als Gesandte des Europarats kämpfte Gaby Vermot in den Konfliktregionen der Welt dafür, den Frauen eine Stimme zu geben und sie an den Friedensprozessen zu beteiligen.

Aber ist es so einfach? Männer sind kriegerisch, Frauen sind friedlich? Natürlich nicht! Denn was ist mit den Frauen, die selbst Kriege führten - die Amazonen, Partisaninnen im Spanischen Bürgerkrieg oder die fast eine Million Frauen, die in der Roten Armee an der Waffe kämpften? Wie berichten diese Frauen über die Zeit an der Front? Sie sprechen anders über den Krieg. Nur kaum jemand wollte ihre Geschichten hören.

"HERstory" erzählt diesen ungehörten Teil der Geschichte und spricht auch mit den Frauen, die noch jetzt, im 21. Jahrhundert, in den Krieg ziehen: Bundeswehrsoldatinnen.

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